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Control

Paul Dixon steht nicht so auf Kontrolle. Oder eben gerade doch. Liegt hier wohl im Auge des Betrachters. Ist es die Kontrolle der Musikindustrie, kann er sie eher wenig leiden. Hat er alles in der Hand, liebt er sie. Wie passend in diesem Kontext, sein Debüt einfach mal ‚Control‘ zu nennen. Mehrere Jahre hat es der perfektionistische Engländer unter dem Pseudonym David’s Lyre mit der professionellen Musikkarriere probiert. Noch bevor ein Stück Musik den Markt entern konnte, war das Projekt bereits auf Eis gelegt. Unterschiedliche Meinungen mit dem einstigen Major Label waren der Grund. Erst als Fyfe wollte es klappen, und zwar komplett im Do-It-Yourself-Modus. Erste im Internet veröffentlichte Songs kamen so gut an, dass er kurzerhand das Studium schmiss, um es doch noch einmal zu probieren.

Auf dem Albumcover von ‚Control‘ ist Fyfe mit einer dicken Schicht Farbe zu sehen. Genau so ein buntes Bild erhofft man sich von der Musik des Mannes aus Manchester. Die Songs bewegen sich zwischen klassischen Elektropop-Songs und Dance-Tracks geprägt durch einige Synthies und vereinzelte Zupfer an der Gitarre. Auf Opener ‚Conversations‘ verwechselt man ihn zunächst mit dem im letzten Jahr debütierenden SOHN, der ähnlich hoch und klagend seine Stimme über den Beat der Drum-Machines schiebt. Das poppige ‚Holding On‘ dagegen könnte fast ein Darwin Deez-Song sein. Gerade der Titeltrack oder die Single ‚Solace‘, die einen lockeren R’n’B-Einschlag mit sich führt, zeigen, dass Fyfe für den ein oder anderen netten eingängigen Hit zu haben ist.

‚Control‘ ist zwar als Potpourri vieler elektronischer Klänge zu identifizieren, der schimmernde, bunte Anstrich bleibt trotzdem aus. Viele Songs auf seinem Debüt sind eher farblos oder versuchen es mit fraglichen Mitteln. ‚For You‘ ist so ein Song, wo Fyfe das 2013 allgegenwärtige Pophit-Instrument aus dem Schrank kramt und dem Lied damit jegliche Überzeugungskraft raubt: eine Soloeinlage vom Saxofon, das den Kitsch aus jeder Note bläst. Er schafft es selten, ein konstantes Niveau in seinen Songs aufrecht zu erhalten. Die Songanfänge gestalten sich erst interessant und einfallsreich; auf ‚In Waves‘ versucht es Fyfe zum Beispiel auf sanftere Tour und versetzt durch angenehmen Loopgesang und ruhige Klavierklänge in Trance. Leider verlieren gerade diese atmosphärischen Songs schnell die Spannung und das einzige, was im Ohr bleibt, sind die teils sehr nervigen, geleierten Refrains. Vorzeigebeispiel dafür ist ‚Veins‘, das wieder und wieder durch die Leiermaschine gezogen wird:

‚You can cure this pain slipping through my veins / ‚cause darling, you’re my drug / so amazing / you’re so amazing‘

. Bessere Texte hat man wahrscheinlich auch schon mal gehört.

Die neue Elektro-Offenbarung ist Fyfe damit nicht. Vielen Songs fehlt der frische Anstrich und nicht alles bleibt mit Wohlwollen im Ohr. Es fehlt einfach ein wenig Tiefe, Beständigkeit und Einfallsreichtum.

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