Breathless
Die Briten Dante Fox sind mittlerweile eine echte Größe im AOR-Untergrund. Seit ihrem Debut Mitte der Neunziger stehen sie für traditionelle AOR-Mucke, große Hooklines und vor allem gefühl- und kraftvolle Vocals von Frontfrau und Bandchefin Sue Willetts. Auch ihr mittlerweile fünftes Album „Breathless“ ist für alle AOR-Freunde im Prinzip ein echter No-Brainer.
Die Songs erinnern zwar durchaus an Bands und Künstler wie Boston, Journey, Stan Bush oder Fiona, aber gerade dank der starken Vocals haben Dante Fox durchaus einen deutlichen Wiedererkennungswert. Statt, wie im Genre für Frauen üblich, sanft zu schmachten oder Ann Wilson zu kopieren, erinnert Sue Willetts ein wenig an die amerikanische Country-Sängerin Faith Hill. Das passt auch gut zu der recht „erwachsenen“ Musik, die dieses Mal durchaus auch musikalisch ein paar Anleihen an die Modern Country-Szene zu bieten hat – die ihrerseits ja viele Achtziger-Jahre-AOR-Elemente verarbeitet. Man höre zum Beispiel den rockigen Opener ‚Young Hearts‘, das getragene ‚Broken Hearted Man‘ oder das durch das Akustik-Arrangement ganz deutlich Country-lastige und viel zu kurze ‚Creeps Into My Mind‘. Dazu gibt’s coole Gitarren mit schwerem Neal Schon-Touch, eine gemäßigt rockende Rhythmusgruppe und abwechslungsreiche Keyboards, die die Zuckerguss-Klischees erfreulichwerweise meist vermeiden. Was hingegen nicht hundertprozentig passt, ist die Produktion der Scheibe, die für meinen Geschmack ein wenig zu undynamisch daher kommt. Klar, das Budget gibt natürlich keine millionenschwere Dann Huff-Produktion her, aber großartige Songs wie die oben Erwähnten, die schöne Ballade ‚Love Affair‘ oder das Bad English-mäßige ‚Breathless‘ hätten durchaus Größeres verdient. Für die Produktion zuständig war übrigens das von den letzten Magnum-Scheiben bekannte Team Mark Stuart/Sheena Sear. Da mir bei den letzten Magnum-Scheiben ja auch die staubtrockene Produktion nicht so richtig gefallen wollte, sollte es also nicht wundern, daß mir auch bei Dante Fox in dieser Hinsicht ein wenig fehlt. Ein wenig mehr Cinemascope hätte den Songs sicher gut getan.
Das soll nun aber nicht heißen, daß die Scheibe deshalb schwächelt. Gute Songs sind gute Songs, und ob die Produktion gefällt oder nicht, dürfte eben auch Geschmackssache sein. Wer die Band bisher mochte, sollte trotz leichter Kurskorrektur auch „Breathless“ definitiv in die Sammlung einsortieren. Und wer Dante Fox bislang noch nicht kennt, sollte die Scheibe auf jeden Fall anchecken – vor allem, wenn man Eigenständigkeit und Originalität den gesichtslosen Schwedenplüsch- und Frontiers-Allstargeschichten vorzieht.
(geschrieben von Sascha Glück)