Beyond Redemption
In letzter Zeit haben vor allem Gojira international für Aufsehen gesorgt, ansonsten ist Frankreich nicht unbedingt dafür bekannt, bekannte (Death) Metal Bands zu haben. Höchstens Dagoba und Loudblast sind Kennern der Szene ein Begriff, abgesehen davon ist unser Nachbarland eher für Wein und Käse bekannt als für harte Rhythmen. Allerdings schickt sich mit Nihilism ein neuer Spieler an, im europäischen Untergrund einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Bereits 2009 in Lothringen gegründet, hat der Fünfer nach kleineren Touren und einer Demo sowie einer Spilt-EP nun sein Debüt am Start. Das hört auf den lieblichen Namen „Beyond Redemption“ und ist ein mehr als solides Stück Metall. Die beworbene Nähe zu Technical Death Metal Bands wie Gorguts oder Death ist zwar nicht unbedingt zu erkennen, aber dafür hat der Erstling der Franzosen andere Stärken. Das Grundgerüst der derben Sounds liefern die sehr geradlinigen, stark vom Thrash geprägten Songs. Abgesehen von der modernen, sehr druckvollen Produktion orientieren sich Nihilism am Sound der 90er, als aus dem Thrash die ersten Death Metal Bands entsprangen. Das sorgt für gefühlte Nostalgie, gleichzeitig klingen die Songs auf angenehme Art und Weise modern. Ein weiteres, grundlegendes Element von Nihilsm sind die dunklen, krassen Growls von Sänger Seb, auf die sich der Frontmann aber nicht beschränkt.
Im Gegenteil sind es die Variationen weg vom Grundgerüst, die das Album aus der Masse vieler Bands abheben dürften. Der Opener ‚Ocean’s War‘ bohrt sich mit zwei drängenden Riffs ins Ohr, während die Texte die Ausbeutung der Meere thematisiert. ‚The Hanging Tree‘ täuscht mit einem kleinen, traurigen Intro links an, und knüppelt dann rechts vorbei. Das instrumentale ‚ApXN‘ mit mehrstimmigen akustischen Gitarren setzt einen gelungenen Ruhepol vor dem treibenden ‚The Old Tree Died‘, das Windmill-Prädikat „besonders empfehlenswert“ erhält! Das eher komplexe ‚All Will Be One‘, der längste Titel der Scheibe, bahnt sich seinen Weg durch mehrere Abschnitte unterschiedlicher Intensität, Rhythmen und Tempi, die sich gegenseitig sehr gelungen akzentuieren. ‚Inner Deamon‘ steikt schleppend-doomig ein, und legt dann bei Tempo und Riffs einige Schippchen Todesblei drauf. ‚Alea Jacta Est‘ Asterix-Fans kurz zum Schmunzeln, geht aber alles andere als lustig-frech vonstatten. Als zweites Instrumental ist der Song technisch-ausgefeilt, bietet aber genügend Death-Metal-Breitseite für den geneigten Haareschüttler. Bleibt noch der Abschluss ‚The Blood Poured‘, der ebenfalls Tempi und Taktarten variiert und so einen absolut gelungenen Schlusspunkt setzt.
Nihilism haben mit „Beyond Redemption“ ein sehr überzeugendes Debüt abgeliefert. Vor allem seine Vielseitigkeit macht das Album sehr sympathisch. Mal thrashig, mal doomig aber immer eingängig. Stimmungsvolle, ruhige Töne gibt es ebenso wie technisch anspruchsvollere Abschnitte, die aber nie überwiegend und so den Anschein erwecken, als wolle man Eindruck schinden. Das müssen Nihilism auch gar nicht. Die eigenständigen, sehr gefälligen Kompositionen mit dem modern-retro Sound, sorgen definitiv dafür, daß man die Band im Ohr und im Hinterkopf behält.