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Devil’s Dozen

Fiddler’s Green scheinen in kommerzieller Hinsicht derzeit endlich mal die Früchte ihrer gnadenlosen Dauertourneen ernten zu können. Natürlich kommt dem auch zugute, daß Bands wie Dropkick Murphys und Flogging Molly in den letzten Jahren ihren Durchbruch geschafft haben und die „Speedfolker“ sich dem ein wenig angepaßt haben und heuer genauso viel Punkrock wie Folk in ihrer Mucke verbraten. Wie immer sind viele der alten Fans davon nicht immer hundertprozentig begeistert, aber dafür sind mittlerweile ausreichend FG-Fans nachgewachsen. Und die kennen Frühwerke wie „King Shepherd“ oder „On And On“ womöglich schon gar nicht mehr – oder mögen sie schlicht aufgrund des eklatanten E-Gitarren-Mangels gar nicht.

Läßt man die Kirche allerdings mal im Dorf, sind Fiddler’s Green auch im kommerzielleren Format nach wie vor eine ziemlich coole Band. Natürlich erreicht man auf „Devil’s Dozen“ das kompositorische Niveau von Flogging Molly genauso wenig wie die Assel-Attitude der Dropkick Murphys, die Dauer-Party-Attitude wirkt schon immer ein wenig aufgesetzt, und der Punk der Band klingt weniger nach The Clash als vielmehr nach den poppigeren Werken von Die Toten Hosen. Kann man das aber akzeptieren, muß man den Jungs zugestehen, daß sie auch nach über 25 Jahren immer noch in der Lage sind, ein jedes Album mit eingängigem, erstklassigem Partystoff zu bestücken, ohne daß die Sache langweilig wird. Songs wie die klassischen Uptempo-Brecher ‚Devil’s Dozen‘, ‚Leaving Of Liverpool‘ und ‚Bad Boys‘ treffen auf leicht Reggae-/Ska-infizierte Songs wie ‚Bottoms Up‘ und ‚All The Way‘, dazu gibt’s durchaus radiotaugliche Mitgröhler wie ‚Perfect Gang‘, ‚Blame It On Me‘ oder ‚We Won’t Die Tonight‘. Die Abwechslung wird durch die verschiedenen Gesangsstimmen nochmal verstärkt, und die Produktion hat auch ordentlich Schmackes. Eine Stärke der Band war ja immer das Verwursten von klassischen Folksongs und Traditionals, und diesmal muß ‚El Condor Pasa‘ dran glauben, das zusammen mit ‚Bella, Ciao‘ als Basis für ‚Down‘ dient. Eher daneben ist aber das allzu schmalzig geratene Cover von Styx‚ ‚Boat On The River‘ – wie schon vorher gelegentlich fallen Fiddler’s Green bei ruhigeren Klängen gnadenlos über die Kitschgrenze und landen eher im Garten von Santiano und Konsorten.

Wer die Band bislang nicht mochte, wird auch mit „Devil’s Dozen“ nicht zum Fan mutieren. Für Fans gibt’s aber wieder eine ordentliche Vollbedienung, die live mit Sicherheit wieder gut reinknallt. Die Scheibe wird die Welt nicht verändern, aber mit Sicherheit bei nicht wenigen Zuhörern für 46 Minuten gute Laune sorgen. Und somit ist das Klassenziel eindeutig erreicht.

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