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An Evening with Kris Kristofferson

Einer der größten und bekanntesten Stars der amerikanischen Country-Szene gab sich im September 2013 in London die Ehre und spielte ein intimes Konzert in der Union Chapel. Die Rede ist von Kris Kristofferson, dem inzwischen 78jährigen Sänger, Songwriter und Schauspieler. Der Enkel schwedischer Einwanderer wurde 1936 in Texas geboren 1970 nach einigen kleineren Erfolgen von Roger Miller und Johnny Cash entdeckt. Einer der bekanntesten Titel Kristoffersons ist ‚Me And Bobby McGee‘, der durch die spätere Interpretation der Blues-Legende Janis Joplin weltbekannt wurde. Internationale Erfolge verzeichnete Kristofferson von 1985 bis 1995 auch als Mitglied der Countryband The Highwaymen, zusammen mit seinen langjährigen Freunden Johnny Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings. Außerdem wurde der Sänger durch seine Auftritte in zahlreichen Kinofilmen bekannt. 1976 spielte er in der Neuverfilmung von „A Star Is Born“ an der Seite von Barbra Streisand. Für diese Rolle wurde er mit einem Golden Globe ausgezeichnet, zudem war er für einen Oscar nominiert. In Sam Peckinpahs Film „Convoy“ verkörperte er den Fernfahrer Rubber Duck, in der „Blade“-Reihe war er als Whistler zu sehen.

Diese Legende trat nun, wie oben erwähnt, am 26.09.2013 in der Londoner Union Chapel auf, einer Kirche im Stadtteil Islington, die zudem als Konzerthalle, aber auch als Unterkunft über Obdachlose genutzt wird. Das Konzert wurde von den Abbey Road Studios mitgeschnitten und endlich – ein Jahr später – als Doppelalbum veröffentlicht. „An Evening with Kris Kristofferson“ ist genau das, was der Titel verspricht: Ein Solo-Konzert mit einem großen Künstler, einer markanten Stimme, einer Legender der amerikanischen Countrymusik. Kristofferson bestreitet das Programm dementsprechend auch komplett allein und ohne Band, begleitet sich selbst auf der Akustikgitarre und der Mundharmonika. In der intimen Atmosphäre der Kirche entstand so eine sehr persönliche und eher ruhige Live-Aufnahme, bei der Kristoffersons Stimme und seine einfühlsamen Songs bestens zur Geltung kommen. Das Publikum ist beinahe nur zwischen den Songs beim Applaudieren zu hören, und der Sänger selbst präsentiert sich in Bestform. Ideale Voraussetzungen also für ein sehr persönliches und intimes Live-Album in ungewöhnlicher Umgebung. Kristofferson spielt erwartungsgemäß viele seiner bekanntesten Songs, so z. B. ‚Help Me Make It Through The Night‘, ‚Loving Her Was Easier‘ oder natürlich das unvermeidliche ‚Me And Bobby McGee‘, das schon relativ am Anfang des Programms seinen Platz gefunden hat. Schön der Moment, als der Sänger während des Songs kurz Janis Joplin erwähnt. Solche Momente machen eine Liveaufnahme ebenfalls zu etwas Besonderem. Gänsehautstimmung kommt auch beim Song ‚Here Comes The Rainbow Again‘ auf, der durch John Steinbecks Beststeller ‚Früchte des Zorns‘ inspiriert wurde. Nach ‚Silver-Tongued Devil‘ folgt passenderweise zum Ende des Konzerts ‚For The Good Times‘, das durch die Zeile ‚Don’t look so sad / I know it’s over‘ eingeleitet wird. Ganz vorbei ist es an dieser Stelle auch noch nicht, es folgen naturgemäß noch einige Zugaben, bis mit ‚Please Don’t Tell Me‘ das Ende eingeleitet wird: ‚This may be our last good night together / we may never pass this way again / just let me enjoy it till it’s over forever / please don’t tell me how the story ends‘. Bei solch einer Legende wie Kris Kristofferson kann man nur hoffen, dass dieser Mann auch weiterhin auf den Bühnen stehen und großartige Musik machen wird.

Das Doppelalbum selbst kommt unspektakulär daher mit einem schwarzen Cover und drei schwarz-weiß Fotos des Konzertes in der Innenseite. Ein Booklet mit weiteren Informationen zum Konzert oder ausführlicherem Bildmaterial vermisst man leider. Jeder, der mit amerikanischem Akustikfolk in minimalistischer, aber dafür umso intensiverer Darbietung etwas angefangen kann, sollte einmal in dieses Album reinhören. Und für die Fans ist es ohnehin ein Pflichtkauf.

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