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Heydays

Von den so genannten ‚Heydays‘ ist meist im negativen Kontext die Rede. Klar: Kein Höhepunkt ohne Abwärtskurve – und wonach sich auch zurücksehnen, wenn nichts zurückliegt? So erfreut sich der kurze Begriff überwiegend spöttischer Nutzung. Etwa, wenn gegen Bands geschossen wird, die ihre besten Jahre hinter sich haben und im Stechschritt auf die Klippen der Belanglosigkeit zusteuern.

Die Total Babes passen nicht ganz in dieses Raster. Umso leichter mag ihnen als jungen Blutsverwandten ähnlich junger Bands die Betitelung ihres Albums gefallen sein, dessen altbacken verziertes Cover egalerweise entweder einen Topflappen oder eine Kachel abbildet. Die Frage nach dem Sound ist nur scheinbar eine dringlichere: Am Ende pendelt es sich irgendwo im Noise-Punkpop ein – falls es so etwas überhaupt gibt und falls man nicht schon lange, lange vorher seine Ruhe haben möchte. Denn die gönnen einem Total Babes kaum – von knapp zwei Minuten klaviergetragener, vom fernen (aber feinen) Ticken einer Standuhr rhythmisierter Besinnlichkeit, genannt ‚Sunny Side‘, einmal abgesehen. Und vielleicht dem chillig zurückgenommenen Genießer-Groove von ‚Repeat Gold‘.

Cloud Nothings‚ Schlagzeuger Jayson Gerycz gründete diese prinzipiell verzichtbare Band mit Christopher Brown an Gitarre und Mikro. Beide machten da schon als Swindlella zusammen Lärm, sahen aber Stauraumbedarf zum weiteren Auslagern ihrer Ideen. Durch entsprechend viele Siebe scheint ‚Heydays‘ geflossen zu sein, eint es doch die poppigsten, buntesten, ja: albernsten Momente des bislang Publizierten. Allerdings auch die blassesten – trotz einigem Schmackes und mehr als bloß einer Sorte eingeflossenen Frühlingsgefühls. Oder gerade deswegen: Ohne die Last, überzeugen zu müssen, mag es sich freier musizieren, aber nicht zwingend interessanter.

Schön anzuhören ansonsten, wie den Musikern die Sonne aus den Poren scheint. Schön, sich den Dreck abzuhüpfen, wenn sie den Takt vorgeben. Nur bloß nicht zu hoch – Garagendecken sind schließlich niedrig, die Spannungsbögen ebenfalls. Zum altbewährten gefuzzten Gitarrengeschrammel gesellt sich behelfsmäßig anmutende Synthesizer-Untermalung. Und in persona Cloud Nothings-Chef Dylan Baldi, um mal wieder am Saxophon auszuspannen. Ja, so eine Side-Project-Spielwiese ist ein Luxus für sich: Man hat Zeit übrig, macht daraus eine Platte und niemand kann einem dafür an den Kragen.

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