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A Kew’s Tag – Mit der Akustikgitarre zum Deathmetal-Fest


A Kew’s Tag – Der Name ist Programm, stellt er doch nichts anderes als eine innovative Aussprache des Wortes „Akustik“ dar und beschreibt damit den Stil der Band schon mal ganz gut: Progressive Rock mit Schlagzeug, Bass und akustischer Gitarre. Wer sagt denn, dass es immer elektrisch sein muss?

A_Kews_Tag1.jpg „Wir wurden im Juli 2017 auf dem Night Of The Prog Festival auf A Kew’s Tag aufmerksam, als diese mittags den dritten Festivaltag eröffneten und das Publikum mit einer tollen Performance überraschten. Am 01. Oktober spielte die Band im Rahmen ihrer aktuellen Tour gemeinsam mit Second Horizon auf dem Kölner Euroblast Festival, dem Event für Technical Death Metal und Djent. Wenn eine Band mit der Akustikgitarre auf ein solches Festival anreist, ist das mutig und zeugt von einer guten Portion Selbstvertrauen. Und es hat sich ausgezahlt, soviel schon gleich einmal vorweg, denn der Gig kam beim Metalpublikum hervorragend an, sorgte für einen prall gefüllten Keller der Essigfabrik und war auch danach noch lange Gesprächsthema der Fans. Alles richtig gemacht, A Kew’s Tag!

Wir wollten natürlich mehr erfahren und haben die vier Jungs kurz nach dem Gig zum Interview gebeten. Die „vier Jungs“, das sind die Brüder Johannes und Florian Weik an Akustikgitarre und Schlagzeug, der Bassist Alexander Mayer sowie Leadsänger Julian Helms. Die Bandgründung geht zurück ins Jahre 2011 und dem gemeinsamen Studium des Gitarristen Johannes mit Sänger Julian, nachdem sie zuvor schon in einer Jugendband gemeinsam Musik gemacht hatten. In der jetzigen Besetzung existiert die Band seit 2015.

A_kews_Tag2.jpg„Die Wege haben sich nach 2011 räumlich getrennt“, erinnert sich Sänger Julian Helms. Durch die Neubesetzung an Schlagzeug und Bass stammt nunmehr ein Teil der Band aus Köln, während der Rest in Hannover wohnt. Diese räumliche Trennung verkompliziert das gemeinsame Musikmachen etwas, und auch beim Songwriting musste man neue Wege finden. Johannes Weik ist für das meiste Songwriting allein verantwortlich: „Bei Johannes zu Hause gibt es einen Keller, der keine Fenster hat,“ berichtet sein Bruder Florian scherzhaft. „Da schließt er sich einen Monat lang ein, und wir bringen ihm immer Essen runter.“ Ganz so schlimm sieht es in Wirklichkeit natürlich nicht, und Johannes relativiert diese scherzhafte Aussage: „Es ist aber tatsächlich so, dass ich die meisten Songs alleine geschrieben habe. Gemeinsam machen wir sie dann fertig, aber aufgrund der räumlichen Trennung ist es schwer, weil wir nicht so oft gemeinsam proben und Songs dann nicht im Probenprozess entstehen lassen können.“ Konzeption und Songwriting liegen daher also fest in der Hand des Akustikgitarristen.

Wir waren neugierig: Wie kommt eine junge Band darauf, sich dem akustischen Prog zu verschreiben? Die Bandgründer erinnern sich: „Das war auch gar nicht so richtig der Plan. wir wollten eine Band mit Akustikgitarre gründen, die Prog-Anteile kamen dann erst so nach und nach dazu.“ Johannes und Florian nennen Bands wie Porcupine Tree, Oceansize und früher auch Dream Theater als Inspirationen für ihre Musik. Aber es ist sehr schwierig, den Sound von A Kew’s Tag mit einer anderen Band zu vergleichen, das geben auch die Musiker zu. „Ich wüsste keine andere Band, die so klingt, wie wir, weil alleine der Sound der Akustikgitarre es sehr ungewöhnlich macht“, erklärte Johannes. „Und dann sind auch die Songstrukturen relativ ungewöhnlich.“ Natürlich gibt es viele Bands mit eigenartigen Songstrukturen, aber in Verbindung mit der Akustikgitarre ist das Ergebnis in der Tat sehr außergewöhnlich und absolut hörenswert. „Man merkt, dass es den Leuten schwerfällt, uns mit irgendwem zu vergleichen“, verrät uns die Band. „Wir werden in Rezensionen teils mit Bands verglichen, die wir überhaupt nicht kennen!“

A_Kews_Tag3.jpg „Gitarrist Johannes berichtet: „Wir bekommen einen Spielraum, der bei anderen Bands nicht unbedingt so gegeben ist, da wir gleichzeitig musikalisch leise und fragil sein können mit Gesang und Akustikgitarre, aber eben auch als Band dann voll auf die Fresse geben können.“ Ja, „auf die Fresse“ hat es heute beim Euroblast Festival gegeben, so dass es auch den Besuchern gefallen hat, die eigentlich wegen Technical Death Metal in Köln waren.

Der Kölner Gig ist Teil der aktuellen Tour, die A Kew’s Tag gemeinsam mit der Kölner Band Second Horizon quer durch Deutschland führt, was allen Beteiligten viel Spaß macht. „Es ist einfach eine coole Zusammensetzung von Menschen in einem Auto!“

Nebenbei laufen auch die Planungen für ein neues Album auf Hochtouren. „Es wird vermutlich noch ein gutes Jahr bis dahin dauern.“ Und es sind viele Ambitionen vorhanden, den akustischen Progrock weiter voran zu bringen, denn die Musik steht bei A Kew’s Tag immer im Vordergrund. „Was mit uns dabei dann passiert, und wie viele Leute das dann gut finden, ist letztlich nicht vorhersehbar.“

A_Kews_Tag4.jpg „Sie sind auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Der Auftritt auf dem Euroblast Festival und im vergangenen Sommer auf dem Night Of The Prog Festival an der Loreley waren große und wichtige Schritte, die Band weiter bekannt zu machen. Insbesondere der Auftritt beim Prog Festival im Amphitheater der Loreley war ein ganz besonderes – und hoffentlich nicht einmaliges – Erlebnis. „Es war einmalig, natürlich, aber wir hoffen auch, dass es nicht bei diesem einen Auftritt dort bleibt. Das Ambiente dort ist etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Julian. „Wir hatten keine Vorstellung davon, wieviel Leute schon da sein würden, weil wir mittags als erste gespielt haben.“ Die Band ist bei beiden Festivals sehr gut angekommen und hat bestimmt viele neue Fans dazugewonnen.

Zum Schluss wollen wir wieder einmal unserer Lieblingsfrage beim 2017er Euroblast Festival nachgehen: Wie sieht ein Akustikgitarrist wie Johannes Gitarren, die mehr als sechs Saiten haben, wie sie gerade auf diesem Festival von gefühlt jeder zweiten Band benutzt werden. „Sicher kein ‚Muss‘, aber auf alle Fälle ein ‚Kann‘, ich habe schon mal überlegt, ob ich mal eine akustische Gitarre mit sieben oder acht Saiten entwickeln kann. Hier auf dem Festival fällt man mit nur sechs Saiten schon richtig auf.“

Natürlich bekommen auch A Kew’s Tag am Ende unseres kleinen Interviews die Gelegenheit, unseren Lesern das mitzuteilen, was die vier Jungs schon immer mal loswerden wollen. Größte Hoffnung war aber, das der FC Köln an diesem Sonntag gegen Leipzig gewinnen möge (der Wunsch ging bei 1:2 Niederlage allerdings nicht in Erfüllung!). Und sonst? „Wir hoffen, dass die Leute zu unseren Konzerten kommen und unsere Musik kaufen, und dass wir hier noch einmal spielen dürfen.“

Da sind wir uns ziemlich sicher, haben A Kew’s Tag doch nicht nur den Keller der Essigfabrik fast bis an die Grenzen gefüllt, sondern auch einen hervorragenden Eindruck beim Publikum hinterlassen. Und das, obwohl sie als einzige Band mit der Akustikgitarre auf ein Death-Metal-Festival gekommen sind. Oder gerade deswegen.

Interviews und Fotos: Michael Buch

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