Hardwood Open – Einfach mal machen
Summer Breeze, Bang Your Head, Reload oder Wacken: viele Festivals haben vor einer Handvoll musikbegeisterten Zuschauern auf der grünen Wiese oder im Steinbruch begonnen. Während die einen mittlerweile zu millionenschweren Produktionen gewachsen sind, konnten sich die anderen den gemütlichen Charme der Anfangstage erhalten.
Eines jedoch eint alle genannten Festivals: Corona-bedingt mussten die Veranstaltungen für 2020 abgesagt oder verschoben werden. Auch in diesem Jahr ächzen zahlreiche Veranstalter angesichts unklarer Bedingungen. Während für manche Festivals im Hintergrund weiterhin die Planungen laufen, wurden das Metalfest in Pilsen, Rock im Park oder das Deichbrand-Festival bereits auf 2022 verschoben. Der Druck auf die Branche ist groß – wirtschaftlich und emotional.
Ungeachtet der unsicheren Situation plant Veranstalter Paul Kriegbaum zwischen Ansbach und Rothenburg ob der Tauber mit dem „Hardwood Open“ ein Festival, welches unter anderem mit Thundermother, Annisokay und Die Happy ein amtliches Billing vorweisen kann.
Redakteur Andre wohnt quasi „ums Eck“ und sprach mit dem Veranstalter über die Entstehungsgeschichte sowie die derzeitige Gefühlslage zwischen Hoffen und Bangen.
Hallo Paul, vielen Dank, dass das mit dem Interview geklappt hat. Stell Dich doch bitte mal vor. Welchen Bezug hast Du zur Musik? Gibt es ein spezielles Genre, welches Du besonders magst?
Also, ich bin der Paul, 22 Jahre alt und komme hier aus Buch am Wald. Ich habe früher schon bei meiner Oma auf sämtlichen Töpfen rumgetrommelt und spiele Schlagzeug seit meinem fünften Lebensjahr. Musik ist für mich alles. Zu Hause bin ich im Rock- und Metal-Bereich.
Wie kamst Du auf die Idee, ein Festival zu planen?
(lacht) Die Idee ist irgendwie vor längerer Zeit im Suff entstanden. Die ersten Planungen begannen bereits vor Corona. Jetzt ziehen wir das durch.
Hast Du schon Erfahrungen im Event-Sektor?
Ich war die letzten Jahre viel mit Bands unterwegs, habe sehr viel gespielt und bisher kleinere Dorffeste organisiert. Ein Festival dieser Größenordnung habe ich bisher noch nicht veranstaltet.
Um ein Festival auf der grünen Wiese zu planen, bedarf es einiger Genehmigungen und Rückhalt aus der Gemeinde. Wie lief das bei Dir ab? Bist Du auf offene Ohren gestoßen?
Ich habe mein Konzept dem Gemeinderat präsentiert. Dieser hat das einstimmig abgesegnet. Natürlich musste ich dafür einige Voraussetzungen erfüllen. Die Erstellung eines Umweltgutachtens und artenschutzrechtliche Prüfungen sind nur zwei Teile im gesamten Puzzle.
Du kannst das ja nicht alleine stemmen. Wer unterstützt Dich bei der Orga?
Im Prinzip organisiere ich alles alleine. Natürlich habe ich einen großen Freundeskreis, der mich bei meinem Vorhaben unterstützt. Jedes Mal, wenn ich wieder eine irre Idee habe, sind die Jungs und Mädels sofort zur Stelle. Selbstverständlich kann ich auch auf Unterstützung der ortsansässigen Vereine bauen. Ohne die freiwillige Feuerwehr oder unsere Kerwabuam [in vielen Gemeinden auch Kerwamadli. Stellen unter anderem auf der Kirchweih den Kerwabaum auf. Brauchtumspflege; Anm. d. Red.] ist so etwas einfach nicht durchführbar.
Buch am Wald ist sehr ländlich geprägt. Wo wird das Festival stattfinden?
Das Hardwood Open findet auf dem Gelände des „MC Rückwärts-Gang“ Buch am Wald im Ortsteil Berbersbach statt. Hier hat es schon einige Motorradtreffen gegeben. Das Gelände ist perfekt für das Festival geeignet.
Für wie viel Besucher ist das Festival ausgelegt und wie läuft bisher der Vorverkauf?
Wir haben Platz für 4500 Besucher und der Vorverkauf läuft überraschend gut. Trotz der aktuell unklaren Situation wurden bisher etwas mehr als die Hälfte der Tickets verkauft.
Das Billing ist sehr breit aufgestellt. Neben Genres, über die whiskey-soda.de regelmäßig berichtet, kann der Festivalbesucher auch Reggae oder Rap im Line-up entdecken. Stand für Dich von Anfang an fest, dass Du verschiedenste Stilrichtungen auf dem Hardwood Open vereinen möchtest?
Das muss ich ganz klar mit Ja beantworten. Ich bin offen für jede Art von Musik und höre neben meiner bevorzugten Richtung etwas Hip-Hop. Dicht & Ergreifend [Hip-Hop Band, deren Texte in bayerischer Mundart verfasst sind; Anm. d. Red.] sind super Jungs. Ich freue mich wahnsinnig, dass sie nach Buch kommen.
Wir werden zwei Bühnen haben. Die eine wird für die härtere Gitarrenmusik verwendet, auf der anderen Stage gibt es dann Hip-Hop und die anderen Richtungen zu hören. Die Running Order wird über die kompletten drei Tage gemischt sein. Somit ist für jeden was dabei. Ich freue mich natürlich auch darauf, mit meiner Band „Crazy Pain“ auf „meinem“ Festival spielen zu können.
Bands wie Betontod, Booze and Glory und auch Thundermother haben sich teils seit vielen Jahren ein sehr großes Publikum erspielt. Wie schaffst Du es, als Neuling solche Namen auf das Festival zu bekommen?
Ich bin sehr gut vernetzt. Durch meine Musiklaufbahn habe ich viele interessante Leute kennengelernt, die mich unterstützt haben. Ansonsten gilt: einfach mal fragen. Im Prinzip habe ich einige Verantwortliche angeschrieben und auf eine positive Antwort gehofft. Hier gehört natürlich auch eine Portion Glück dazu.
Kommen wir zur aktuellen Situation. Derzeit hängen ja alle Veranstalter noch in der Luft, was die Durchführung der Festivals betrifft. Wie schauen Eure derzeitigen Planungen aus?
Die Pandemie macht es allen Veranstaltern derzeit nicht einfach. Somit steht auch das Hardwood Open etwas auf der Kippe. Es werden aktuell ja verschiedene Hygiene-Konzepte ausgearbeitet. Die Frage ist, ob ich den Aufwand als kleiner Veranstalter stemmen kann. Mit dieser Frage stehe ich natürlich nicht alleine da. Wir Festivalveranstalter tauschen uns unter dem Overkill-Motto „In Union We Stand“ regelmäßig aus, und stehen in den Startlöchern, um unsere Festivals bestmöglich zu realisieren, sobald sich die Möglichkeit dazu ergibt. Denn noch ist der Sommer 2021 nicht verloren!
Habt Ihr einen Plan B?
Für den Fall, dass wir das Hardwood Open verschieben müssen, sind aktuell drei Corona-konforme Veranstaltung in Planung. Details dazu möchte ich noch für mich behalten. Ich kann Euch nur sagen, dass auch das ne coole Kiste wird. Es wird keine Strandkörbe oder Sitzplätze geben, das kann ich Euch schon verraten. Auch dafür konnte ich einige namhafte Acts überzeugen. Sobald die Außengastronomie öffnen darf, kann ich mein Konzept durchziehen. Lasst Euch überraschen.
Photo Credit und Interview: Andre Schnittker
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