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70.000 TONS OF METAL – Review Teil 3: Auf hoher See sind alle gleich

Unser Redakteur André hat sich auf den Weg nach Übersee gemacht. Ziel ist die Kreuzfahrt 70.000 Tons of Metal, die bereits zum elften Mal stattfindet. Es ist sein zweiter Tag auf See.

Beim ausgiebigen Frühstück wird noch einmal der Auftritt von Feuerschwanz in Erinnerung gerufen. War das ein Abriss, was die deutsche Mittelalter-Rock- und Metal-Band aus Mittelfranken am Vorabend abgeliefert hat. Natürlich sind viele deutsche Metalheads auf dem Schiff. Aber wenn selbst die Security im Graben die Band so feiert, wenn sie nicht gerade mit Crowdsurfer-Angeln beschäftigt ist, dann stimmt schon vieles. Die Setlist ließ nichts zu wünschen übrig. Über „Memento Mori“ und „Schubsetanz“ ging es in den Zugabenblock, in dem es bei den Coverversionen von Manowars „Warriors Of The World“ und Seeds „Ding“, beide wieder unterstützt von Melissa Bonny, kein Halten mehr gab. Feuerschwanz haben auf dem 70.000 Tons Of Metal definitiv einige internationale Fans hinzugewonnen.

Für weitere Erinnerungen bleibt keine Zeit, schließlich ist der heutige Tag vollgepackt mit Konzerten. Immer wieder kreuzen zahlreiche Musiker den Weg, die sich meist freundlich für Selfies zur Verfügung stellen. Da es hier keinen abgetrennten Backstage-Bereich gibt, ist es ganz normal, dass Dark Tranquillity-Sänger Mikael Stanne beim Frühstück neben den Metalheads sitzt oder Nightwish-Mitglied Troy Donockley sich nebenan den Auftritt einer anderen Band anschaut.

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Auf dem Promenadendeck bildet sich eine riesige Schlange, die Menschen sind teilweise mit Kissen bewaffnet. Doch hier steht keine Schlacht mit Schlafutensilien an. Vielmehr steht die Menge vor dem  Merchandise-Shop, der seit sieben Uhr geöffnet hat. Es werden immer nur 50 Personen gleichzeitig hinein gelassen. Neben den offiziellen 70.000-Tons-Artikeln gibt es hier auch limitierte Shirts einiger Bands, die an der Kreuzfahrt teilnehmen. Einige Metalheads erzählen, dass sie schon seit dem Vorabend um 19 Uhr vor dem Eingang warten. Szenen, wie man sie sonst nur von einem amerikanischen Handyhersteller kennt.

Mit 20 Minuten Verspätung betritt Freedom Call um 10.20 Uhr die Poolstage. Nachdem gestern noch fleißig an der Bühne geschraubt wurde, wird diese nun von der deutschen Power-Metal-Band um Sänger Chris Bay eröffnet. Schon jetzt ist es vor der Außenbühne brütend heiß und der Schweiß fließt bei Band und Fans in Strömen. Hits wie „Union Of The Strong“ und „Land Of Light” sorgen für eine ausgelassene Stimmung vor der Bühne, und auch die Band zeigt sich in allerbester Spiellaune. Gitarrist Lars Rettkowitz und Bassist Francesco Ferraro trotzen der Hitze und toben wie wild über die Bühne. Die Hitze ertragen auch einige Fans, die es sich auf dem Pooldeck in dem Whirlpool gemütlich gemacht haben. Musik hören und sehen in einer großen Badewanne, was gibt es Schöneres? Am Schlagzeug arbeitet Klaus Sperling wie ein präzises Uhrwerk an seinem Set. Klaus war bereits von 2010 bis 2013 Mitglied von Freedom Call und hat auch auf der Poolstage überzeugt.

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Es ist Zeit für eine kleine Abkühlung und wir gehen kurz zur Eisbahn. Diese verdient ihren Namen allerdings nicht wirklich und die Abkühlung bleibt aus. Wie schon am Vorabend dient sie als weitere Bühne, auf der nun Oceans Of Slumber ihr erstes Set spielen. Der Ice Rink ist für die frühen Morgenstunden relativ gut gefüllt, wenn man bedenkt, dass die letzte Band bereits kurz nach sechs Uhr morgens ihr Set beendet hat. Leider bleibt nur wenig Zeit für ein paar Fotos. Die Stimmung scheint auf den ersten Blick nicht schlecht zu sein.

Das erste Interview steht an. Vor dem Pressebüro wartet schon Jarne, der Bassist von Feuerschwanz. Was Jarne über den gestrigen Auftritt auf der Eisbahn denkt und ob es weitere Coverversionen geben wird, erfahrt Ihr hier. Nach dem wieder einmal hervorragenden Essen geht es direkt weiter mit Feuerschwanz. Die Band bietet neben vielen anderen ein Meet and Greet auf der Freedom Of The Seas an. Geduldig stehen die Bandmitglieder für Selfies zur Verfügung und signieren jede Menge mitgebrachte T-Shirts und CDs.

Es wird Zeit für ein weiteres Konzert. Dark Tranquillity haben ins Royal Theater geladen und die Fans lassen sich nicht lange bitten. Als das Venue erreicht wird, ist es bereits brechend voll. Bei den ersten Takten von „Identical to None“ setzen sich Massen von Crowdsurfern in Bewegung und die stets souverän agierende Security hat alle Hände voll zu tun. Der charismatische Sänger Mikael Stanne fegt wie ein Derwisch über die Bühne und bekommt angesichts der bombastischen Stimmung in der Halle das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Nach 13 Songs endet mit „Misery’s Crown“ ein großartiges Set.

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Nach einem weiteren Meet and Greet, diesmal mit Freedom Call, geht es zur Poolstage. Die Show von Dragonforce beginnt etwas verspätet und am Mikrofon steht nicht wie erwartet Marc Hudson. Gitarrist Herman Li erklärt, dass dieser kurzfristig ausgefallen ist und durch Alessio Garavello, ehemaliger Sänger von Powerquest, ersetzt wurde. Dieser Wechsel hat keinen negativen Einfluss auf die kommende Stunde. Hermans Gitarrenspiel ist nach wie vor atemberaubend schnell auf dem Sechssaiter und Alicia Vigil, seit 2020 Bassistin bei Dragonforce, bedient virtuos ihren Tieftöner. Natürlich darf das Céline-Dion-Cover „My Heart Will Go On” auf der Setlist nicht fehlen und heizt die ohnehin schon kochende Menge weiter an. Bei „Through The Fire And Flames“, dem letzten Song auf der Setlist, verschwinden zunächst Herman und kurz darauf auch Alicia von der Bühne. Plötzlich tauchen sie am Rande der Menge auf und steuern mit Schwimmflügeln und Taucherbrillen zielstrebig auf die Hot Tub zu. Unter großem Jubel springen die beiden in das warme Wasser, um dort weiter ihre Instrumente zu bearbeiten. Teile des Publikums sind nicht mehr zu halten und machen es den Musikern nach. Die Security hat Mühe, die Menge im Zaum zu halten, die Fotografen bangen um ihre wertvolle Ausrüstung. An diesen Auftritt werden sich noch sehr viele der anwesenden Metalheads erinnern.

Während es auf den Stages weiter hoch her geht bis in die frühen Morgenstunden, wird es Zeit fürs Bett. Wie auf vielen Festivals ist es auch hier unmöglich, alle Auftritte, alle Events zu erleben.

Text und Photo Credit: Andre Schnittker

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