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GRADE2 – Grade2

Auf ihren ersten drei Alben haben die Brit-Punks Grade2 dem traditionell nicht so weiterentwicklungsfreudigen Genre des Oi! Punks mit ordentlich frischem Wind durchgefegt. Besonders das letzte Album „Graveyard Island“ ist ein Highlight aus dem Land, in dem die obszöne Musik ihre populären Wurzeln hat. Doch mit den selbstbetitelten vierten Album (Hellcat Records) verlässt das Trio ihren bisherigen Pfad. Ist die Luft raus? Oder warum dringen fast ausschließlich klassische Oi! Punk-Songs durch?

Die kalifornischen Punk-Melodien, die Grade2 bisher mit so souveräner Leichtigkeit in ihre Lieder einfließen ließ, sind nicht mehr vorhanden. Stattdessen bestimmt ein ungewohnt rauer Sound mit einem beherrschenden Bass das Bild. Kein wirklicher Hit steht heraus. Die Tracks sind zwar mit ordentlich Rotz und Energie versehen, aber nicht die, die in dieser Form von Grade2 erwartet wurden. Auch die vormals poppigen Tonfolgen hatten etwas aggressives und aufmüpfiges an sich. Auf den ersten Blick gibt keinen plausiblen keinen Grund, dieses Markenzeichen abzulegen. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie hat sich wohl eine Menge Wut aufgestaut. Der Brexit läuft ja auch nicht so gut für das englische Fußvolk. Diesen Frust lassen Grade2 freien Lauf.

Auf „Grade2“ geht etwas heftiger zur Sache als auf den Vorgängern, was schon der Opener ,Judgement Day‘ zeigt. Dieser erinnert ein wenig an frühe Dead Kennedys, während der nachfolgende Track ,Fast Pace‘ rockig groovt, aber kaum Spannung transportieren kann. Beim ersten Hören ist ,Under the Streetlight‘ ein coole Punk-Hymne, aber irgendwie lässt sich die Nähe zu Bouncing Souls nicht vom Tisch wischen. Und dies ist auch schon der beste Song im Vergleich zu den 14 weiteren. ,Doesn’t Matter Much Now‘ zum Beispiel kommt wie eine Hommage an Cock Sparrer rüber, ohne die Lässigkeit des Originals zu erreichen. Nach 35 Minuten ist die Abwechslung und Frische, die die drei jungen Punkrocker bisher ihr eigen nennen konnte – zum einem nicht unerheblichen Teil – gewichen.

Hätten Grade2 nicht schon viel positives, teilweise überschwängliches Feedback seit ihrer Gründung 2013 verbuchen können, könnte dieses Album durchaus ein gutes Oi! Punk-Album sein. Die Messlatte für das Trio von der Isle Of Wright liegt aber höher … und sie haben sie gerissen. Es bleibt aber die Option, einige der Stücke live in den Kanon einzugliedern, mit dem Grade2 sich in den Vordergrund der konservativsten Version des Punkrocks gespielt hat.

Bewertung: 2-

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