SPIRITBOX – The Fear of the Fear (EP)
„The Fear of the Fear“ (Rise Records) ist wohl eine der größten und tragischsten psychischen Probleme der Menschheit. Denn es ist keine konkrete Angst vor etwas, sondern die Angst, dass man Angst haben könnte. Auf ihrer neuen EP widmen sich Spiritbox also einem ganz düsteren Thema und erzählen dies aus Sicht einer kraftlosen Person und ihrem Schicksal. Spritibox selbst sollte es dahehen eigentlich gut gehen. Immerhin gehören sie seit ihrem Debüt „Eternal Blue“ so den ganz großen Hoffnungsträger*innen des modernen Metals. Trotzdem scheinen sie die Dinge erstmal langsam angehen zu wollen. Anstatt ein neues Album herauszubringen, setzen sie mit „The Fear of the Fear“ nach „Rotoscope“ abermals auf das kleinere Format.
Passend zum Titel beginnt „The Fear of the Fear“ fast schon beängstigend. „Cellar Door“ ist der vielleicht bedrückendste Track, den Spiritbox je geschrieben haben. Seine düstere Stimmung wird durch doomige Anleihen auf die Spitze getrieben, während Sängerin Courtney LaPlante von vorne bis hinten alles herausholt, was ihre Growls hergeben.
Das folgende „Jaded“ bildet mit seiner anfänglich poppigen Attitüde und dem Klargesang einen starken Kontrast zum Opener. Genau wie das spätere „The Void“ bedient „Jaded“ seiner Mischung aus Modernem Metal und Pop-Attitüde sowie dem Wechsel zwischen Growls und Klargesang den ureigensten Sound, der Spiritbox mit ihrem Debüt „Eternal Blue“ bekanntgemacht hat. Dabei sind vor allem „Jaded“, aber auch „The Void“ wieder von höchster Qualität.
Etwas überraschend kommen auf „The Fear of the Fear“ „Too Close/Too Late“ und „Ultraviolet“ daher. Hier präsentieren die Kanadier*innen ihre ruhige Seite, die ihnen ebenso gut zu Gesicht steht wie ihr harter Kern. Apropos harter Kern: Auf „Eternal Blue“ waren Spiritbox mit Tracks wie „Holy Roller“ eine wahre Breakdown-Maschine. Diese Seite schrauben sie auf der EP doch ein wenig zurück. Ganz muss darauf jedoch nicht verzichtet werden. Denn „Angel Eyes“ knüpft genau daran. Wen dieses Lied nicht auf die Tanzfläche zieht, der wird wohl in seinem Leben keine Freude mehr an Modernem Metal/Metalcore mehr bekommen.
Lässt sich an „The Fear of the Fear“ etwas kritisieren? Ja – nämlich, dass es nur eine EP ist. Spiritbox liefern wieder eine so hohe Qualität und Hitdichte ab, dass man sich von ihnen eigentlich einen kompletten Longplayer wünscht. Möglicherweise ist dies aber genau der richtige Weg. Nicht übertreiben und lieber etwas weniger komponieren, dafür allerdings sau starke Songs veröffentlichen. Denn die Karriere hat gerade erst begonnen und geht hoffentlich noch steil nach oben. Und in unserem digitalen Streaming-Zeitalter muss man konstatieren, dass die Form des Albums sowieso an Bedeutung verliert (Anmerk. d. Red.: Leider!!!!!).