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Revolution Come… Revolution Go

Das letzte Gov’t Mule-Album „Shout“ hat mit seiner extrem breit gefächerten stilistischen Ausrichtung die Fangemeinde kräftig gespalten. Irgendwie seltsam, daß man diesen Vorwurf einer Band machen kann, die live gerne sowohl Toots & the Maytals und Bob Marley, AC/DC und Black Sabbath als auch Pink Floyd und King Crimson covert. Aber, die Southern Rock-Gemeinde ist eben erzkonservativ. Mit „Revolution Come… Revolution Go“ dürften Warren Haynes und Co. aber auch bei denen wieder viel verlorenen Boden gut machen.

Der Opener ‚Stone Cold Rage‘ lässt den Fans der ersten drei Alben der Südstaaten-Rocker gleich mal kräftig grinsen. Ein riffgetragener, grooviger Kracher mit Anleihen an die ganz frühen ZZ Top („First Album“/“Rio Grande Mud“), auf festem Hardrockfundament gebaut. Auch das schwer AC/DC-lastige Bluesstück ‚Drawn That Way‘, bei dem man geradezu darauf wartet das Bon persönlich zu singen beginnt, schickt den Hörer eher auf die falsche Fährte. Auf volle Länge betrachtet ist „Revolution Come… Revolution Go“ nämlich das bislang wohl getragenste und entspannteste Mule-Studiowerk überhaupt geworden. Die souligen und countryfizierten Elemente stehen bei Songs wie ‚Traveling Tune‘, ‚Dreams And Songs‘ und ‚The Man I Want To Be‘ klar im Vordergrund, und dank Haynes unverkennbar rauchigem Organ funktioniert das Ganze natürlich blendend. ‚Thorns Of Life‘ ist der obligatorische Psychedelic-beeinflußte Song, mit ‚Sarah, Surrender‘ gibt’s ne schöne Siebziger-Disco-Funk-Schmusenummer, die in den Händen der meisten Konkurrenten zum schlabberigen Yachtrock eskaliert wäre, bei Gov’t Mule klingt aber auch so ein Song überraschend authentisch. Mit dem Titelsong geht’s vornehmlich in Fusion-Gefielde, und mit dem Cover von ‚Dark Was The Night, Cold Was The Ground‘ begibt sich die Band einmal mehr in epische Gefilde und legt ein beeindruckendes Stück Prog-Blues vor. Man könnte nur kritisieren, daß in der zweiten Hälfte des 77 Minuten-Mammutwerks vielleicht noch ein weiterer Losgeh-Rocker der Abwechslung gutgetan hätte, aber das ist eher persönlicher Geschmack als ersthafte Kritik.

Auf der Bonus Disc der unbedingt zu empfehlenden Deluxe Edition gibt’s noch drei weitere neue Songs, die das Niveau des Albums problemlos halten, mit dem knackig rockenden ‚Click-Track‘ und dem Free-lastigen ‚Outside Myself‘ sogar zwei Highlights. Dazu gibt’s eine alternative Version des Titelsongs und coole Live-im-Studio-Takes von ‚The Man I Want To Be‘ und ‚Dark Was The Night, Cold Was The Ground‘, die das Package passend abrunden und den Bonus-Silberling auf insgesamt 36 Minuten Spielzeit bringen.

Mule-Fans schlagen sowieso zu, aber auch für die, die bislang noch nichts von der Band gehört haben und auf klassischen Southern- und Blues Rock stehen, ist „Revolution Come… Revolution Go“ ein guter Einstieg in das Werk der Band geworden, bündelt es doch die Stärken der Jungs in fast perfekter Weise. Mit Gov’t Mule kann es eben im Genre derzeit niemand aufnehmen.

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