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Rock’n’Roll Machine

Ach, das Geschrei wird wieder groß werden. Denn Turbonegro gehen auch mit ihrem neuen Album „Rock’n’Roll Machine“ nicht zurück zu Dreck, Punk und Distortion, sondern ziehen den Achtziger-Glam- und Classic-Rock-Stiefel der letzten Scheiben weiterhin und konsequenter denn je durch. Wie, offen gesagt auch nicht anders zu erwarten.

Denn wenn die Norweger seit jeher eines auszeichnet, dann der absolute Unwille, etwas Anderes zu tun als das, auf was sie Bock haben. Also gibt’s wieder jede Menge AC/DC-Riffs, im Titelsong oder bei ‚Fist City‘, gemischt mit Achtziger-Glamour und ‚Jump‘-Keyboardfanfaren – bei ‚Skinhead Rock’n’Roll‘ klingt Tony Silvester sogar wie David Lee Roth. Ach, und es gibt einen Songs namens ‚Hot For Nietzsche’… Vor allem aber präsentiert die Scheibe jede Menge geiler Melodien, die schlicht zum Feiern einladen. Im Gegensatz zu ähnlich gelagerten Bands wirkt das Verwenden der cheesigen Achtziger-Sounds bei Turbonegro keineswegs aufgesetzt, sondern eher wie eine eigenwillige, aber durchaus schlüssige Erweiterung des Bandsounds. Schließlich haben sich Turbonegro selbst auch nie so furchtbar ernst genommen – und seien wir ehrlich, nach 30 Jahren Bandhistory haben Euroboy, Tom, Rune und ihre Erfüllungsgehilfen einfach auch verdient, tempomäßig einen Gang herunterzuschalten. Mir ist eine Band, die ihr Gespür für feines, augenzwinkerndes Rock’n’Roll-Songwriting in den Vordergrund stellt, einfach auch lieber als eine Horde Endvierziger, die verzweifelt der nicht wiederzubringenden Energie ihrer Jugend hinterherlaufen. Tony Sylvester hat sich auch mittlerweile als feste Größe im Gefüge der Band etabliert, speziell, weil er auf „Rock’n’Roll Machine“ deutlich weniger rotzig singt als auf dem Vorgänger und somit einfach eher nach dem klassischen Turbosound klingt.

Die Altfans werden „Rock’n’Roll Machine“ natürlich wieder abgrundtief hassen. Klar, es liegen definitiv Welten zwischen dem assigen Frühwerk und dieser Scheibe – da sich die ganze Geschichte aber über die Jahre hinweg sehr organisch und logisch genau zu diesem Ergebnis bewegt hat und die Qualität nach wie vor stimmt, kann man der Band aber, sofern man seinen Kopf nicht nur als Hutständer nutzt, eigentlich kaum böse sein. Selbst schuld, wenn man deswegen eine saucoole Partyscheibe voller großartiger und letztlich irgendwie doch wieder urtypischer Turbonegro-Hymnen verpassen.

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