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Defying Gravity

Auch nach der Parkinson-Diagnose von Drummer Pat Torpey lassen sich Mr. Big ihre gute Laune nicht versauen. „Defying Gravity“ ist nämlich ein urtypisches Mr. Big-Album geworden, das allen Fans der Band eigentlich ohne Umschweife ans Herz gelegt werden kann.

Eigentlich. Denn obwohl die Band sich wieder mit Kevin Elson zusammengetan hat, der neben den Mr. Big Hitalben der späten Achtziger und frühen Neunziger auch noch für AOR-Klassiker wie „Escape“ (Journey), „Big Life“ (Night Ranger) oder „The Final Countdown“ (Europe) verantwortlich war, geht „Defying Gravity“ leider ein wenig die Spritzigkeit ab, die man von einem Mr. Big-Album erwarten darf. Natürlich sind AOR-Perlen wie der Opener ‚Open Your Eyes‘, die Country-lastige Akustiknummer ‚Damn! I’m In Love Again‘ und der als Vorabsingle veröffentlichte Titelsong ziemlich coole Songs, doch fehlt es gerade der Produktion ein wenig an Schmackes und Dynamik. Nichts gegen bodenständiges, rohes Livefeeling, aber allgemein klingt das eher dumpf und läßt die außerordentlich unterhaltsamen Livequalitäten der Band nicht wirklich erahnen. In der zweiten Hälfte wird es noch dazu ein wenig arg ruhig und melancholisch, und in Verbindung mit dem undynamischen Sound wirken Songs wie die früher-wär’s-ein-Radiohit-gewesen-Ballade ‚Forever And Back‘ (mit tollen Backingvocals), dem Led Zeppelin-lastigen ‚Nothing At All‘ und ‚Be Kind‘ (das kräftig an Sinatras ‚That’s Life‘ erinnert) unspektakulärer, als die Kompositionen tatsächlich sind und klingen bisweilen eher wie Vorproduktionsdemos als wie fertiges Albummaterial. Wer sich daran nicht stört, bekommt einmal mehr typischen Mr. Big-Stoff geboten, auch wenn auf die instrumentalen Kabinettstückchen, die der Band früher einen Extrakick verpasst hatten, wie schon auf den anderen Post-Reunion-Scheiben fast komplett verzichtet wird – wenn sie nicht, wie im Nostalgie-Song ‚1992‘ genutzt werden, um über relativ schwaches, bei sich selbst abgekupfertes Songwriting wegzutäuschen.

Unterm Strich also eine schwachbrüstig produzierte, aber davon abgesehen urtypische Mr. Big-Scheibe. Wenn aber bei Mr Big ja eins feststeht, dann ist es, daß das nächste Livealbum maximal sechs Monate entfernt ist und daß die Songs darauf mit Sicherheit besser und kraftvoller klingen werden…

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