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Of Mice & Men mit Linkin Park in Berlin – ‚Wir haben noch nie in einer so großen Arena gerockt!‘


Bild1.JPG „Phil, wie geht’s dir? Genießt du die Zeit in Berlin?

Mir geht’s gut. Aber es ist wirklich viel kälter hier, als wir es jemals erlebt haben. Aber trotzdem ist es super, wieder hier zu sein. Anders, aber cool.

Linkin Park hatten ja gestern einen Tag Pause. Ihr aber nicht, oder?

Ja, wir haben in Luxemburg gespielt. Wir waren da noch nie und es ist immer toll, an neuen Orten zu spielen und unsere Musik mit anderen zu teilen. Und die Menge hatte offensichtlich Spaß an unserer Show.

Die Show heute hat aber damit vergleichen bestimmt eine ganz andere Dimension.

Auf jeden Fall! Wir haben hier noch nie in so einer großen Halle gespielt. Das letzte Mal waren wir im Magnet Club auf der anderen Seite der Spree.

Gut, der ist ja auch schon bei 150 Leuten bis an den Rand gefüllt.

Genau, daher ist das heute so großartig. Für uns ist das heute eine riesen Gelegenheit, da uns zwar heute nur so hundert Leute kennen, aber dafür können wir vielleicht tausende von uns überzeugen.

Wie fühlt es sich an, mit der Legende Linkin Park auf Tour zu sein?

Nun ja, jeder auf der Welt kennt Linkin Park. Ich habe die bereits gehört, als ich in der Grundschule war. Und heute Abend sind es nur wir und die in dieser großen Halle, wobei die Jungs vielleicht gerade mal drei Stunden hier sind. Rein und wieder raus. Wenn wir da ein ‚Hi‘ von denen im Vorbeigehen bekommen, bedeutet das schon viel. Diese große Show lässt unsere Träume wirklich wahr werden.

Wie habt ihr denn den Job bekommen?

Ich hab das bloß in einer Email gesehen. Es war dann wie ‚Oh mein Gott, es ist Linkin Park. Die wollen uns für ihre Tour haben!‘ Ich habe das gar nicht richtig glauben können, bis wir die Tourdaten wirklich auf dem Tisch hatten.

Wie bist du denn überhaupt zur Musik gekommen? Wann hast du angefangen Gitarre zu spielen?

Ich begann mit zehn Jahren Gitarre zu spielen und schaute damals auf zu Tom DeLonge von blink-182. Die waren von Southern California, ich war von Southern California. Ihre Riffs waren wirklich einfach zu lernen für den Anfang. Dann machte ich weiter mit ein wenig Metallica, ein wenig Slayer und anderen Bands, auf die ich damals stand. Ich guckte mir vieles ab und wollte immer mehr lernen. Mittlerweile spiele ich seit 16 Jahren.

Und welche Platte hast du dir damals zum ersten Mal von deinem eigenen Geld geholt?

Das war Eminems ‚The Slim Shady LP‘. Das ist verrückt, oder? (lacht) Meine große Schwester hat mir allerlei Musik zu hören gegeben. Und ich habe sie damals angebettelt, dass sie mir die Platte von meinem Geld holt. Ich mag Eminem immer noch, aber eher den alten. Er hat in letzter Zeit nicht mehr viel Qualifiziertes produziert.

In den letzten Jahren habt ihr ja selbst drei tolle Platten herausgebracht. Herzlichen Glückwunsch übrigens zum Erfolg eures neuen Albums ‚Restoring Force‘. Welche Bedeutung hat der Titel für euch?

Als wir dieses Album aufnahmen hatten wir das Gefühl: Das ist unsere ‚Restoring Force‘, unsere wiederherstellende Kraft, die wir in der Musik gefunden haben. Als Einheit, als Band, nun auch zusammen mit unserem neuen Bassisten und Sänger Aaron Pauley, haben wir mit Leib und Seele an dem Album geschrieben. Am Ende hatten wir das Gefühl, dass es vielleicht das Beste war, das wir jemals geschaffen hatten. Wir fünf glaubten einfach an den Traum, den wir immer hatten.

Austin sagt auf eurer Homepage auch zu euer neuen Platte: ‚Ich will, dass unsere Hörer wissen, dass sie nicht allein sind. Wir gehen mit ihnen gemeinsam durch die alltäglichen Probleme.‘ Diese Zusammengehörigkeit, dieses Zusammenarbeiten, dieses Familiengefühl – ist das nicht auch exakt die Thematik des bekannten Buches ‚Von Mäusen und Menschen‘ (Of Mice and Men) des amerikanischen Schriftstellers John Steinbeck, aus dem sich euer Name ableitet?

Ja, natürlich: Glaube daran, dass du deine Träume verwirklichen kannst. Deinen amerikanischen Traum, was auch immer dein amerikanischer Traum ist. Wir wollten immer Musik machen und damit die Welt bereisen. Unsere Fans sollen mit unserer Musik auch die Gefühle und Emotionen erleben, die wir durchmachen. Und ich glaube, mit unserer Fanbase haben wir ziemlich viel Glück, denn die ist immer für uns da, unterstützt uns. Wenn unsere Fans zum Beispiel auf der Tour zu unserer Musik wie wild mit Headbanging anfangen und ihre Begeisterung zeigen, dann denken vielleicht auch die anderen, die uns noch nicht kennen: ‚Verdammt, was geht da ab? Wenn die das so mögen, vielleicht sollte ich mir das auch mal genauer anhören.‘

Also hat jeder in der Band das Buch gelesen?

Ja, klar! Als Aaron zu uns in die Band kam, musste er sogar einen Aufsatz darüber schreiben.

Wirklich?

Nein, ich mach nur Spaß. Aber in den USA lesen das fast alle Kinder in der Schule. Jedenfalls war das zu meiner Zeit so.



Zurück zu eurem Album ‚Restoring Force‘: Auf der Homepage von Of Mice & Men schreibt ihr, dass euch euer Produzent David Bendet bis an euer absolutes Limit getrieben hat. Wie kann man sich das vorstellen?

Oh man, David ist ein wirklich kluger Mann. Er hat studiert und ist eigentlich auch ein Psychologe. Er hat uns dazu gebracht, erst die Lyrics zu schreiben und darauf aufbauend die Musik, sodass der Song das richtige Gefühl vermittelt. Also ein organischer Vorgang. Selbst wenn du 30 Sachen geschrieben hast und er mochte vielleicht eins davon, wird er trotzdem sagen: ‚Naaa, versucht’s nochmal!‘. Er pusht dich immer weiter. Und ich habe es als Leadgitarrist auch noch am schwersten, weil ich als letztes dran bin bei den Aufnahmen. Zuerst kommen die Drums, dann der Bass, Rhythmusgitarre, Gesang und dann erst Leadgitarre. Anders funktioniert’s nicht. Das war extrem stressig, weil ich die Harmonie da reinbringen muss. Aber am Ende war ich ein besserer Musiker und wir eine bessere Band. Also sage ich: ‚Danke, David!‘

Vor kurzem habt ihr auch das Video zu eurer Single ‚Feels Like Forever‘ veröffentlicht. Wie lautet die Geschichte hinter dem Song?

Es geht um dieses Gefühl, wenn man so viel für eine Person tut und es fühlt sich an, dass man ‚für immer‘ auf eine Reaktion wartet. Man hat das Gefühl, die Sterne ziehen vorbei, wie im Video. Und wenn es dann passiert, haut es dich einfach um. Austin und Aaron haben den Song zusammen geschrieben, wie auch alle restlichen auf dem Album.

Passenderweise spreche ich ja gerade mit dem Leadgitarristen, denn die Riffs in dem Song erinnern mich die ganze Zeit an alte Stücke von Tool und Staind. Waren das deine Einflüsse?

Auf jeden Fall, vor allem Tool. Wir lieben einfach all diesen Rock aus den 90ern und frühen 2000ern. A Perfect Circle usw. Das waren unsere Lieblingsbands. Daher war es cool, solche frühen Einflüsse in unsere Musik einzubinden. Es ist heavy, aber emotional heavy. Die Riffs haben mehr Gefühl, mehr Aufregung als das Metal-Zeug, das wir aber immer noch mögen. Aber es zeigt, dass wir uns als Musiker weiterentwickeln. Es macht einfach Spaß, etwas Neues auszuprobieren. Und die Fans wollen ja schließlich auch nicht den gleichen Stil auf jedem Album immer und immer wieder hören. Und hoffentlich können wir auch damit neue Fans gewinnen. Das ist ein Risiko, das wir aber gerne bereit sind einzugehen. Auf der Tour funktioniert das ziemlich gut, weil wir so viele verschiedenartige Songs spielen, mal heavy, mal melodisch und gefühlvoll. Das ist dann wie eine Achterbahn der Emotionen. Es dauert manchmal wirklich vier bis fünf Songs, bis man die Menge gepackt hat, aber das ist nun mal unser Job als Support. Wir haben noch nie in einer so großen Arena gerockt mit 16.000 Zuschauer. Das ist einfach verrückt. Das werde ich nie vergessen!

‚Restoring Force‘ ist ja auch das erste Album, an dem Aaron Pauley mitwirkt. Wie hat er sich eingepasst?

Einfach super! Nach all den Änderungen in der Besetzung war er unser Kitt, unser Retter. Er hat uns erst richtig wieder zusammengebracht mit seinem Gesang und seinem Bass. Ich liebe ihn! Jetzt haben wir auch wieder Spaß, Musik gemeinsam zu schreiben. Aaron selbst kann ja nicht nur singen und Bass spielen, sondern er ist auch ein extrem guter Gitarrist.

Ihr kennt euch ja alle noch von früher, vor Of Mice & Men, als ihr in verschiedenen Bands wart. Wie ist denn das Verhältnis zu den alten Mitgliedern von Attack Attack!, Austins früherer Band?

Da gibt es kaum Probleme. Wenn überhaupt ist das Mist aus der Vergangenheit, den aber keinen mehr interessiert. Die waren damals verdammt jung, von 14 bis 19, Austin war damals der Älteste. Ich dachte mir damals nur ‚Jesus, ihr seid Kinder. Ihr müsstet eigentlich in der Highschool sein.‘ Aber das ist Schnee von gestern. Ich würde mich freuen, die alle mal wieder zu sehen. Der einzige, von dem ich weiß, was er macht, ist Caleb.

Richtig, ihr wart ja auch im April unter anderem mit Beartooth auf Tour, die Caleb Shomo nach der Auflösung von Attack Attack! ins Leben gerufen hat. Wie findest du sein neues Projekt? Er ist ja gerade einmal so alt wie ich, oder? 24?

Ich glaube sogar erst 23. Ja, Beartooth sind cool. Ein wenig anders, aber cool. Ich mag sie, weil es halt Caleb ist. Und ich wünsche ihm das Beste.

Kommen wir noch einmal auf heute Abend zurück. Auf was können wir uns freuen?

Abgesehen von uns natürlich haben Linkin Park eine phänomenale Lichtshow. Außerdem wird heute das Konzert in 4k aufgezeichnet und live per Satellit übertragen, das ist echt krass. Also lehnt euch zurück und genießt die Show – beziehungsweise nein, steht lieber auf und tanzt mit! Wenn wir fertig sind, schauen wir uns auch jede Nacht immer Linkin Park an. Das ist immer ein außergewöhnliches Erlebnis.

Darauf freuen wir uns auch alle sehr. Vielen Dank für das Interview und viel Spaß euch nachher auf der Bühne!

Das Gespräch führte Jakob Saß.

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