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Gabriel Delgado-López aka Gabi Delgado kennt man als eine Hälfte des Elektro/Punk-Duos DAF. Zusammen mit Robert Görl spielte Delgado bereits 1978 schon mal mit dem Urtext des Techno. Charakteristisch für den Sound von DAF war der stampfende Beat, die minimalistische, elektronische Instrumentierung und vor allem die knappen, parolenhaften Texte, die zur Not auch auf einem Post-it-Zettel Platz finden würden. Die Musik von DAF diente als Inspiration für zahlreiche Künstler, war selbst aber nicht für die Ewigkeit bestimmt. So wurde die Formation mehrfach aufgelöst und reaktiviert. Nebenbei versuchten sich Gabi Delgado und Robert Görl mit Beschäftigungen wie DAF/DOS oder DAF.Partei. In einem Interview sprach Delgado davon, er hätte kein Problem damit, mit einem Projekt genau die 200 Leute mit dem musikalischen Output zu versorgen, den sie von ihm hören wollen.

Und an Tracks soll es wirklich nicht scheitern: ‚2‘ ist das neue Soloalbum von Gabi Delgado, das gerade mal anderthalb Jahre nach ‚1‘ erscheint. ‚2‘ bleibt musikalisch in der Spur von DAF beziehungsweise den Zerfallsprodukten, jener Mischung aus EBM und House, versehen mit der unverkennbaren Imperativ-Poesie, die sich mit Ausgehen, Tanzen und Drogennehmen auseinandersetzt, aber auch vor Gesellschaftskritik nicht halt macht. Besonders eindrucksvoll ist hier das Stück ‚Angst‘ (

‚Damit Du funktionierst: Angst!, Du wirst kontrolliert mit Angst!‘

).

Delgado hat sich gesteigert, zumindest quantitativ: ‚2‘ kommt als Doppel-CD respektive Doppelvinyl, umfasst also 32 Tracks. Und wo mehr als 100% gegeben werden, da schwappt auch gerne mal etwas über, das Anhören des gesamten Albums mit circa 126 Minuten Spielzeit grenzt an eine Zumutung. Genießbar wird es in kleineren Dosen.

Delgado spricht zwar von neuen Einflüssen, etwa ‚Tectonic‘, einem neuen Stil, einer Art Ghettomusik, die neben der Musik auch Tanz und Performance umfasst, auch benutze er Spielekonsolen wie Playstation und X-Box, Sound-Apps aus dem Netz und andere Consumer-Tools, wirklich Neues sollte man aber nicht erwarten. ‚2‘ ist thematisch offen und streckenweise tanzbar, die Großraumdissen beziehungsweise die Hutablage eines GTIs wird das Album aber wohl kaum erbeben lassen.

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