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Rakede

Dupstep, Rap, Reggae oder einfach nur Pop? Beim selbstbetitelten Debütalbum von Rakede lässt sich zumindest letzteres schnell verneinen. Die Bezeichnung ‚einfach nur‘ trifft nämlich so gar nicht auf die Songs der Hamburger zu. Die Rakede startet mit einem riesigen, geballten Crossover-Triebwerk. Aus ihrer Vorliebe für Dubstep machen die Jungs kein Geheimnis. Kraftvolle, langsame Beats bestimmen den Sound. Sänger Julian Schmit (alias Triebwerk 1) beweist dabei seine virtuose Stimmgewalt und entpuppt sich als Ingenieur der fünfköpfigen Crew. Je nachdem, was gerade benötigt wird: Der Frontmann hat immer eine Idee und glänzt mit gerappten, gesungenen und geschrienen Zeilen. Das Triebwerk 2 (Affe Maria) kümmert sich um den elektonischen Part. Dieser dominiert nahezu jeden Song, was Affe Maria zum eigentlichen Piloten der Rakede macht. Rakede können grooven, aber auch explodieren. Dafür ist jedoch immer vor allem der Pilot zuständig. Oft wirkt es, als sei Rakede keine Band sondern eher ein DJ samt Rapper. Der erste wirklich schnell greifbare Song ist ‚Komm unter meinen Schirm‘, der in der Strophe mit treibendem, teilweise geklatschtem Beat, auch von Seeed hätte sein können. Dieser Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn die Berliner haben sich einen Song der Platte (‚Jetzt gehst du weg‘) persönlich vorgenommen, um daraus einen eigenen Remix zu zaubern. Sicherlich ein Ritterschlag für die Rakede. Dieser Einfluss ist zunächst auch der einzige rote Faden, an dem sich der Hörer festkrallen kann. Ansonsten prasselt ein wilder Mix aus Dubstep, Reggae, Soul und Rap auf ihn ein. Beim ersten Hören ruft das ein beinahe unangenehmes Gefühl hervor, denn die Rakede fliegt in ihrer eigenen Galaxie und lässt sich nicht so leicht Bekanntem zuordnen.

Gut, ganz neu ist bei den Hamburgern auch nicht alles. Die Kombination machts eben. Die einzelnen Einflüsse und Stilmittel sind alle schon dagewesen. Rakede pressen lediglich so viel wie möglich davon in Vier-Minuten-Songs. Manchmal ist es auch zu viel des Guten. ‚Stumpf und verpeilt‘ punktet wie das ganze Album mit dem Text. Immer wieder werden die Themen Rakete und Weltraum aufgenommen, ohne dass die Metaphern zu abstrakt wirken. Instrumental löst dieser Song eher ein Gefühl aus, das wir wohl alle bei einem echten Raketenstart auch hätten – Überforderung. Wenn der Dubstep-Pilot sein Steuer auch mal an einen Co-Piloten abgeben würde, kämen weitere Facetten der Rakede zum Vorschein. Selbst beim eher ruhigen ‚Rosenmann‘ feuert hauptsächlich das elektronische Triebwerk die Rakede voran.

Der Start der Rakede ist dennoch geglückt. Die Hits des Albums ‚Ja … aber was, wenn alles klappt‘, ‚Komm unter meinen Schirm‘ und ‚Sonne‘ dürften in den deutschen Charts, auch wegen des kleinen PR-Stupsers von Seed, ihre Beachtung finden. Wo die Reise der ‚Rakedencrew‘ hingeht ist bei so manchem Song jedoch nicht klar.

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