Raven Kings
Für alle, denen der Name bisher nichts sagt: Engel ist der Spitzname und die Band von In-Flames-Gitarrist Niclas Engelin und seit 2007 auf der Melodic-Death-Metal-Bühne zu Hause und hat selbige bereits mit Amon Amarth, Paradise Lost, Katatonia und Dimmu Borgir geteilt. Melodic-Death gehört sich wohl einfach, wenn man aus Göteborg kommt. Im neunten Jahr ihres Bestehens bringt der schwarze Vierer jetzt das bereits vierte Studioalbum heraus. Hut ab vor einem solchen kreativen Output! Melodic-Death war ja schon immer die zugänglichere Variante des Todesmetalls. Doch „Raven Kings“ mit seiner hochpolierten Produktion (von Engelin selbst), schwelgerischen Keyboards mit Industrial-Touch hat nur noch entfernt mit Death-Metal zu tun. Das Album ist tendenziell sicher auf Kompatibilität mit einem breiten Metal-Publikum angelegt und erinnert eher an Bands wie Amaranthe oder Linkin Park als eine „echte“ Death-Metal-Kombo, die sich ja nach wie vor überwiegend aus dem Untergrund rekrutieren. Das ist nicht weiter verwerflich, muss man aber wissen, wenn man „Death-Metal“ im Kontext mit Engel liest.
Was schon direkt beim Opener ‚Salvation‘ positiv auffällt, das unlängst mit einem Musikvideo veredelt wurde, ist die enorme Bandbreite, die die Stimme vom neuen Sänger Mikael Sehlin aufweist. Der Mann hat Industrial-Screams genauso beeindruckend drauf wie Classic-Metal-Ausflüge in luftige Höhen der Tonleiter. Auch die Gitarren in den überwiegend von Engelin alleine geschriebenen Songs dürften jede Menge Freunde harter Rockmusik-Klänge erfreuen. Stilistisch setzt man auf einfache und eingängige Melodien, die aber mit schicken Gitarren-Solos und Background-Gesang stimmungsvoll aufgepeppt werden. So kann man ‚I Am The Answer‘ unschwer als etwas anderes als eine angedüsterte Symphonic-Rock-Ballade bezeichnen. Dann eröffnet der Trupp mit Knüppel-Drums und potenten Sceams ‚When The Earth Burns‘ andererseits wieder durchaus hart, hält aber den derben Stiefel nicht mal auch einen ganzen Song durch. Schade ist, daß die Melodien und Harmonien sich in den einzelnen Songs doch sehr ähneln und so schon bald nur noch der Gesang, der eine oder andere härtere Abschnitt oder ein kleineres Gitarrensolo für Abwechslung sorgen. Alles in allem wird die neue Scheibe von Engel aber mit Sicherheit ihr Publikum finden.