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Zulus II

Bands, die mit Musik und Texten provozierten und rebellierten, sind selten geworden. Der Grund liegt in einer versiegenden Quelle, da die Bands Ausdruck einer Jugendkultur waren, die auf einen gesellschaftlichen und politischen Druck reagierten und sich durch Musik und Attitüde ein Ablassventil schafften. Die Vereinnahmung dieser Bands durch die kommerzielle Instanz der Popmusik hat dazu geführt, dass sich Jugendkulturen als Gegenentwurf immer mehr aufgelöst haben. Was übriggeblieben ist, formiert sich in eine fraktionierte Subkultur, dessen Teile aus den bisher existierenden Jugendkulturen entspringen, aber eine Minorität zur Popmusik bilden, wobei der Übergang zwischen den Fraktionen der Subgenres untereinander, wie auch zur Popmusik fließend ist. So setzt sich die Musik der Band Zulus aus Elementen des Punk und Noise Rock zusammen, wobei letzteres sich bereits aus einer Kollage ineinanderfließender Stile ableitet.

Beide Subgenres werden durch schnell gespielte und disharmonische Punkrockriffs von der Gitarre verbunden. Die Riffs, die nur aus ein paar Tönen bestehen, wiederholen sich bis zu einer Pause, wobei ein Song aus mehreren dieser so entstehenden Parts aufgebaut ist. Die Harmonie, die die Stücke nicht zur Kakophonie macht, kommt durch den Wechsel zu einer harmonisch, sich wiederholender Abfolge von Tönen kurz vor Ende eines Songs. Das Spiel mit diesem Gegensatz ist neben den disharmonischen Riffs ein Element des Noise Rocks. Zusätzlich werden die Riffs mit verzerrten und hallenden Effekten unterlegt und passen sich dem Gesang an. Dieser wird in der Tradition des Hardcores mehr brüllend als singend wiedergegeben und erinnert in manchen Songs an eine hallende Version Johnny Rottens.

Es werden noch weitere Elemente beider Subgenres deutlich: Im Song ‚Medications‘ geht es um die Einnahme von Medikamenten, wobei nicht der Drogenkonsum gegen Langeweile gemeint ist, sondern dazu dient, die Konzentration zu steigern, um dem gesellschaftliche Leistungsdruck nachzukommen. Neben diesem sticht noch ein weiterer Song (Set Fire) mit Tempo und kritischem Text aus dem Album hervor. Den anderen Stücken hingegen fehlt es aufgrund des langsamen Tempos an Biss. Diese Songs sind schleppend, spiegeln aber ebenfals eine Spielweise des Noise Rocks wieder. Dagegen steht wiederum der Hit des Albums ‚The City‘s Vein‘, der zum Rest der Platte durchweg melodisch ist. Damit offenbaren Zulus mit ‚Zulus II‘ ein interessantes Album, das verdeutlicht, wie Gegensätze und Elemente unterschiedlicher Subkulturen zusammengefasst werden können. Der Versuch zu provozieren geht trotz kritischer Texte und disharmonischer Musik ins Leere.

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