Zero And Below
Waren die ersten beiden Alben „Obedience thru Suffering“ und der selbstbetitelte Nachfolder in der ersten Hälfte der 90er Jahre noch eine Offenbarung, haben sie doch mit der strengen Lehre des Heavy Metals gebrochen. Crowbar ließen Gitarrensolos weg, verbanden Stakkato-Riffs mit einem schwerfälligen Beat und bedienten sich beim Southern Rock und Hardcore. Emotional, wütend und persönlich waren die die Texte von Bandleader Kirk Windstein, dem letzten verbliebenden Gründungsmitglied. Mit der Zeit verlor sich die NOLA-Legende in einer teilweise gediegenen Mischung aus Sludge und Doom mit immer denselben leidenden Vocals von Kirk. Trotzdem gab es immer noch vereinzelt die Songs, die an die frühen Jahre der Band erinnerten mit dem typisch überbordenden Drums-Tracks, die nicht so richtig zum Doom Metal passen sollten. 30 Jahre später mit Album Nummer 12 „Zero And Below“ (MNRK Heavy) stellt sich die Frage, wie es um Crowbar steht.
Mit ordentlich Druck bricht ,The Fear That Binds You‘ wie in alten Zeiten über einen herein. Schwere Riffs und hektisch schleifender Rhythmus, Kirks Stimme hat wieder Wut aufgesaugt – so haben sich Crowbar einst ihren veritablen Ruf erspielt. Der Nachfolger ,Her Evil Is Sacred‘ haut in dieselbe Kerbe. Und das mit Wucht. Das heftige Break zu Beginn, das wie ein Ausfall der Elektronik anmutet, ist auch nach mehrmaligen Hören nur schwer zu verdauen. Was aber schon nach acht Minuten auffällt, es ist viel im Studio an den Songs gefeilt worden. Fade-in/fade-outs, Overlays und Breaks schmälern den ersten Eindruck. All diese Effekte sind vollkommen belanglos für die Musik. Sie hinterlassen einfach nur einen säuerlichen Geschmack, besonders bei den folgenden Stücken. Was soll so etwas?
Gediegene Ruhe nach dem Sturm
Mit ,Confess To Nothing‘ beginnt das altbekannte Leiden Windsteins. Langgezogenen, kehlige Vocals, melodisch harmonisches Gitarrenspiel und in Form gepresste Schlagzeugarbeit sind typische Attribute, die auf den letzten Alben Crowbars wie Bremsklötze Spannung und Intensität zu Nichte gemacht haben. ,Chemical Godz‘ ist ein grooviger Langweiler par excellence. Zu viel Down, zu wenig Crowbar wird geboten. Nachfolgend wird sogar noch klar gesungen, was die ruhelose Stimmung nur verstärkt. Wann kommt wieder ein Kracher? Aber selbst die Up-Tempo-Nummer ,Bleeding From Every Hole‘ kann die Wellen nicht wieder so richtig in Wallung bringen. Es ist keine Orkanböen in Sicht, lediglich einige, wenige ungestüme Windstöße.
„Zero And Below“ ist ein erwartungsgemäßes Crowbar-Album geworden, ohne große Überraschungen und Highlights. Starke Songs und Durchhänger gesellen sich zu einander auf einem durchschnittlichen Album. Der bärenstarke Anfang wird leider nicht wieder erreicht, was dafür sorgt, dass die schwachen Eindrücke die Oberhand gewinnen. Um die Frage aus der Einleitung zu beantworten: „Zero And Below“ ist ein Album, dass man sich anhören kann, aber nicht wirklich braucht.