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Grounders

‚Where do you go? Where do you go from here?‘ fragen die Grounders gleich im Opener ihres ersten Longplayers. Nun, sie wissen genau, wohin sie gehen möchten – zumindest musikalisch: Eingängiger Indie-Poprock ist angesagt, hin und wieder leicht psychedelisch angehaucht, dann spacig-verträumt, streckenweise luftig und mit einer gehörigen Portion 90er-Jahre vermischt.

Die Grounders stammes aus dem kanadischen Toronto und legen mit dem selbstbetitelten Album ihr Longplayer-Debüt vor, nachdem vor zwei Jahren bereits eine erste EP das Licht der Welt erblickte. Gitarre und Gesang steuert Andrew Davis bei, der durch Filmemacher David Lynch und dessen Buch „Catching The Big Fish“ seine Liebe zum Meditieren entdeckt haben soll, um so tiefgründige Lyrics schreiben zu können. Wie tiefgründig Sätze wie ‚Could it be the same / lazier than me / eating off the floor / take it in this time‘ wirklich sind, mag jeder für sich selbst entscheiden. Musikalisch schweben die Grounders durch überwiegend unaufgeregte Indie-Gefilde und lassen stilistische Erinnerungen an die Sounds von David Bowie oder Velvet Underground wach werden. Zwischendurch wird das Tempo auch mal angezogen (‚Bloor St. & Pressure‘), und die spacig-verhallten Vocals gleiten über elektronische Dance-Beats (immer wieder verspielt an den Keyboards: Daniel Busheikin).

‚Face Blind‘ legt den Focus dann etwas mehr auf die Gitarre, die über die poppigen Synthies eine kleine Melodie intonieren darf. Bei ‚Fool’s Banquet‘ dominieren dafür wieder die Keyboards, welche im nächsten Track ‚Pet Uno‘ zu spacig-psychedelischer Höchstform auflaufen. Viel Reverb und ein paar Effektspielereien sorgen für eine luftige und durchaus beschwingte Atmosphäre.

Zu großen Teilen ist das Album mehr Pop als Rock geworden, launige Hintergrundmusik für warme Sommerabende, eine qualitativ hochwertige Gratwanderung zwischen Indie-Rock, Synthie-Pop und ein paar psychedelischen Klangexperimenten. Für ein Longplayer-Debüt ist die Platte tadellos eingespielt und sauber produziert, wobei der Funke der Begeisterund leider nicht immer überspringen kann. Vielfach bleibt es eben leider doch bei Hintergrundberieselung. Die Küken auf dem Cover sind in ihrer Vielfalt bunt gefärbt. Aber sie sind nichtsdestotrotz auf viel zu engem Raum eingepfercht. Vielleicht sehen die Grounders dieses Bild als Metapher und befreien sich in Zukunft aus dem Käfig, verlassen den Boden und fliegen hinauf in den schillernden warmen Pop-Himmel.

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