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What We Make Our Demons Do

Schluss mit Besessenheit und Exorzismen: LINIE … pardon: ŁINIE domestizieren auf ihrer ersten Langrille den Dämon zum folgsamen Hündchen. Was seine Spezies so alles für einen erledigen kann? Nun, allerlei Nischen freibuddeln, sich heiser bellen, Krach aus fremden Hütten apportieren – und manchmal, ganz manchmal beißt er sogar zu und reißt kleine Wunden.

Nach der gelinde gesagt eher dürftig produzierten Erst-EP ‚Negative Enthusiasm‘, die sie heute geschickt als Demo ausweisen, lassen die Hanseaten ‚What We Make Our Demons Do‘ nur gewissenhaft gestriegelt aus dem Haus – und damit den grauen Dreck zum stilistischen Planspiel avancieren. Mühe, die sich bezahlt macht: Das Albumdebüt klingt plastisch, voll und drückend, ohne dabei aber an Radau und Rüpelhaftigkeit eingebüßt zu haben.

„Sänger“ Jörn Wulff röhrt passend dazu gerne mal eine Finger- bis Handtellerbreite neben der Spur (aus Gründen); in ‚Chewing Gum‘ kommt der Hörer sogar in den Genuss unverhoffter Rap-Einlagen. Ein Ralph am Bass und ein dreifacher Alex am Rest – einer von ihnen sage und schreibe Techno-DJ a.D. – besorgen ein knüppeldickes Drumherum voller kompakter, halb- und haftstarker Riffs und kitten das Ganze dann mit Sample-Abenteuern und einer Elektronik, die sich nahtlos ins Klangbild einfügt und alle Schichten so wirkungsvoll und stilbildend durchsickert, dass ŁINIE ihr Markenzeichen schneller in den Schoß gefallen ist, als sie sich versehen.

Unter dem Strich (auch „Linie“ genannt) steht ein eigenwilliger, wüst zusammengerührter, aber durchaus markanter Genre-Hybrid, der es nicht nötig hat, sich jeden Dahergelaufenen zum Freund zu machen. Irgendwo unverortbar zwischen Stoner, Sludge und Metal – dafür aber punktgenau auf Nischen-Position. Vieles ist schon da im Hause ŁINIE – allem voran der Mut, den Großen über die Hecke zu spucken. Zu Anstand lässt sich noch früh genug finden. Schließlich gilt: Nur eine ungezogene Linie ist auch eine gute Linie. Die Pfeilspitze an ihrem Ende zeigt nach oben. Ein bisschen. Nicht schlecht, nein: fast sogar gut für den Anfang.

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