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Freak Show Candy Floss

Lust auf eine Zeitreise? Voodoo Vegas sind ein Hardrockband aus Bournemouth, England und haben sich mit „Freak Show Candy Floss“ stilistisch einer fast vergessenen Ära des Genres angenommen. Nämlich dem Sound der frühen 1990er, als Glam- und Sleazerock begannen, mit Bands wie Mother Love Bone, Saigon Kick, Sea Hags, Bang Tango oder Skid Row „Slave To The Grind“ eine deutlich dunklere Schlagseite zu entwickeln, die in den Folgejahren in den kommerzielleren Teil des Grunge münden sollte. Wie besagte Bands bewahren sich aber auch Voodoo Vegas die Lockerheit und die Rock’n’Roll-Schlagseite, die dem an seiner eigenen Ernsthaftigkeit erstickenden Grunge schließlich komplett fehlen sollte.

Die stilistische Ausrichtung setzt die Band also schon einmal deutlich von den meisten Konkurrenten, die ja größtenteils eher im Fahrwasser der frühen 1970er dümpeln, ein gehöriges Stück weit ab. Die abwechslungsreiche, aber stimmige Mischung aus groovigen Sleaze-Riffs, heruntergestimmtem Gebrate, Alternative-mäßigen Cleangeklampfe und wieselflinken Shreddersoli spricht schon einmal ganz klar für die Klasse des Gitarrenduos Meryl Hamilton und Jon Dawson. Star dieser Freakshow ist aber klar Frontmann Lawrence Case, der stimmlich irgendwo zwischen Little Angels‘ Toby Jepson, Sebastian Bach (ohne die hohen Screams) und Mother Love Bones Andrew Wood liegt. Case kann sich aufs Revers heften, sowohl in den hohen wie in raueren Lagen jederzeit voll und kraftvoll zu klingen und über jede Menge Wiedererkennungswert zu verfügen. Sowohl Skid Row-mäßige Bretter wie ‚I Hear You Scream‘ und ‚Black Heart Woman‘ meistert er genauso problemlos wie Guns N’Roses-mäßige Rotzrocker wie ‚Backstabber‘, das mit Alice In Chains-mäßigem Bleiriff veredelte ‚Killing Joke‘, die an Soul Asylum erinnernde Akustiknummer ‚Sleeping In The Rain‘ oder das getragene ‚Lady Divine‘, in dem die Mother Love Bone-Verwandschaft mit am Deutlichsten durchscheint. Noch dazu steuert er zu einigen Songs wie dem bluesigen ‚Poison‘ noch sehr coole Mundharmonika-Parts bei, was die ganze Sache nochmal deutlich auflockert.

Eine echt gelungene und vor allem auch hervorragend produzierte Scheibe, die alle Hardrocker, die nicht unbedingt der reinen Achtziger-Lehre verschrieben sind, definitiv anchecken sollten. Von uns gibt’s jedenfalls beide Daumen nach oben.

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