48:13 deluxe
Was müssen sie sich umstürzlerisch vorgekommen sein, die Herren Kasabian. Ihr fünftes Album ’48:13′ ist plattegewordene Summenrechnung, um nicht zu sagen Erbsenzählerei; die Einzelteile des Terms scheinen sich jedenfalls zunächst in ihrer mathematischen Rolle zu erschöpfen (Wie es sich wirklich verhält, untersuchte Kollege Wellnhofer in seiner Besprechung). Ungläubige hätten die Zeitangaben der Tracklist zusammenzählen können und wären nirgendwo anders gelandet als bei ebendiesen 48 Minuten und 13 Sekunden. Kasabian hätten es schnüren und mit einer hübschen Schleife versehen können, das Paket ihres numerischen Triumphs, begingen dann aber den Fehler, in die Buchstabenkiste zu greifen und den Songs – seufz! – Namen zu geben.
Eine unumkehrbare Entscheidung auch in Anbetracht der Tatsache, dass längst alles gepresst, gedruckt, vertrieben und schon hinlänglich so abgefeiert wurde. Schnüren konnten Kasabian einzig eine „Deluxe“-Ausgabe des Albums, die mit zwei Bonustracks notwendigerweise auch den Titel in Mitleidenschaft zieht: ‚beanz‘ und ‚gelfling‘ machen aus schlanken ’48:13′ moppelige ’56:06′, ohne allerdings eine messbare Wertsteigerung mit sich zu bringen. Beliebige Session-Versatzstücke und schlechte Kalorien für ein Album, dem man nicht umsonst den Studio-Verschnittballast aus dem Pelz gefönt hatte. Jetzt streut man ihn also festlich wieder drüber und will auch noch Geld dafür haben. Eine gängige Releasepolitik, die einen nun nicht völlig unvorbereitet trifft, aber immer noch abfuckt. Von einer der Bezeichnung „deluxe“ würdigen Verpackung schweigt es sich besser ganz.
Die beigepackte Live-DVD soll’s rausreißen. Namentlich 1:41:09. Natürlich. Tom Meighan, Sergio Pizzorno und die zwei anderen Typen live auf der Insel, genauer: auf dem Summer Solstice-Festival im Victoria Park Leicester – sprich: les-tah – vor rund 60.000 Besuchern. Dort spielen Kasabian ihre Homecoming-Show und das Kracher-Set, das wir in Deutschland wenige Monate später noch kennen lernen und in all seiner englischen Energetik am eigenen Leib erfahren sollten, angeführt vom instant live classic ‚bumblebee‘ und beschlossen von ‚L.S.F.‘ sowie dem Fatboy Slim-Cover ‚Praise You‘. Alles dazwischen: eine feierliche Erste-Hand-Proklamation der wohl letzten verbliebenen Rockband mit Eiern. Viel Rumgetu(rn)e, quadratdezimeterweise Sonnenbrillen- und noch weitaus größere Klangfläche und – last but not least: Laser. Alles dahinter: ein substanzarmer, trailerartiger Behind The Scenes-Zusammenschnitt mit ein paar laschen Phrasen der Musiker aus dem Off. Wertschätzen viele genug, um sich diesen relativ durchschnittlichen Scheinluxus-Firlefanz zu den anderen Boxset-Bauernfängern und ähnlich frechen Kassenschlagern auf den Weihnachtswunschzettel zu notieren. Selber schuld, kann man da sagen. Denn am Ende bleibt das inseitig abgedruckte Zitat aus Jesaja 48, 13 (
„When I summon them they all stand up together“
) die kuriosestmögliche Entdeckung am gar nicht mal so geilen pinken Power-Päckchen.