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American Spring

Seit über zwanzig Jahren heben Anti-Flag nun schon mahnend den verbalen Zeigefinger, ob der Misstände und politischen Fehlentwicklungen in der Welt. Auch ihr neuntes Studioalbum ‚American Spring‘ macht dahingehend keine Ausnahme und bietet den von der Band gewohnten schnellen Punkrock mit politischen Texten. Bereits die letzten Veröffentlichungen setzten sich durch poppigen Sound und klaren Gesang vom rotzigeren Klang früherer Zeiten ab. ‚American Spring‘ legt an dieser Stelle noch ein wenig nach, verfällt dabei aber trotzdem nicht dem Mainstream (je nachdem, wie man diesen definiert), was vor allem an den brisanten Themen liegt, die auf der Scheibe besungen werden. Außer Kontrolle geratene Militärabenteuer, Kasinokapitalismus, soziale Ungleichheit. Bereits das Albumcover ist kontrovers. Auf der Vorderseite eine arabische Frau mit Hijab, der scheinbar eine Blüte aus dem Gesicht sprießt, die jedoch auch als Schusswunde interpretiert werden kann. Auf der Rückseite dasselbe Motiv mit einem amerikanischen GI. Bildgewaltig!

Mit vierzehn Tracks hat die Platte einen ordentlichen Umfang. Das Spektrum reicht trotzdem nur von Punkrock bis Punkrock. Keiner der Songs, deren Struktur sich überwiegend ähnelt, sticht in besonderem Maße heraus. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn ähnlich wie Bad Religion, Pennywise und NOFX, folgen Anti-Flag ihrer bewährten Rezeptur aus beflügelnden Melodien und einprägsamen Hook-Lines. Der Opener ‚Fabled World‘ gehört zu den poppigsten Songs des Albums und erinnert an Blink 182 und Sum 41. ‚The Great Divide‘ und ‚Brandenburg Gate‘ verströmen ein bisschen Green-Day-Flair (bei ersterem hört man regelrecht Billie Joe Armstrong singen) und ‚All The Poison, All The Pain‘ hat eindeutigen Brit-Rock-Charakter. Ansonsten klingen Anti-Flag wie man es von ihnen gewohnt ist. Die Scheibe nimmt einen von Anfang an mit und unterhält konsequent bis zum Schluss. Langeweile kommt dabei nicht auf.

Was auf der einen Seite für das Album spricht, lässt sich ihm auf der anderen Seite aber auch vorhalten. Wer schon einmal ein Anti-Flag-Album gehört hat, wird auf ‚American Spring‘ nichts neues entdecken. Die Lieder sind durchweg gelungen, bleiben aber nur so lange im Gehörgang, bis das nächste Album erscheint. Trotz der berechtigt hervorgebrachten Kritik an der gegenwärtigen Politik, wird man doch das Gefühl nicht los, das alles schon einmal gehört zu haben. Höchstwahrscheinlich sogar auf der letzten Anti-Flag-Platte. Kurzum: eine durchaus gelungene Scheibe mit einigen Ohrwürmern, von der auf lange Sicht aber höchstens das Cover in Erinnerung bleiben wird. Zu sehr ähneln sich die Songs, zu sehr gleicht alles bereits bekanntem Material. Anti-Flag-Fans wird es nicht weiter stören. Wer schnellen, melodiösen Punk mag und sich mit den Popeinflüssen anfreunden kann, darf bedenkenlos zugreifen.

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