De Doorn
Das belgische Post Metal-Kollektiv Amenra geht mit musikalischen als auch künstlerischen Anspruch an jede ihrer Veröffentlichungen. Anspruchsvolle Videos zu ihren durchdachten Songs gehören ebenso dazu wie ein konzeptionelles Artwork. Ein neues Album der Band muss stimmig sein und nicht einfach nur bereit, den Fans präsentiert zu werden. Dies gilt auch für „De Doorn“, dem ersten Album auf Relapse Records.
Die sechs neuen Kompostionen sind wiedermal intensive Kost, wenn auch von der Idee her anders als ihre Vorgänger. „De Doorn“ kommt wie eine Erzählung daher. Lange in der Landessprache gesprochene Einleitungen sorgen für eine ruhige Stimmung bevor Amenra den Mahlstrom los brechen lassen. Mit Ausnahme einer knapp fünfminütigen Überleitung haben die restlichen fünf Stücke Überlänge zwischen acht und fast 13 Minuten, in denen Wiederholung auf Wiederholung die Intensität zu steigern vermag.
Hypnotisch kriechen einem die Songs unter die Haut, selbst wenn im einzelnen nicht viel passiert. Die verzweifelten Vocals und der schwere Rhythmus dazu der scharfe Sound der Gitarren sorgen für eine fast schon schmerzende Atmosphäre. Die narrativen Passagen hingegen nehmen der bedrückenden Stimmung ihr Wucht, indem sie ohne große Effekte und auch ganz ohne übertriebene Betonung und Akzente auskommen.
Sind die leidenschaftlichen 48 Minuten rum, kehrt erst einmal Ruhe ein. Gerne hätten es 60 Minuten sein können, die einen aus dem Alltag entführen. Daran haben Amenra leider zu sehr gespart. Das Konzept hinter „De Doorn“ hätte ein Epilog verdient, um es als Kunstwerk zu verzieren. Ob die Pandemie dies verhindert hat ist schwer zu sagen, auf jeden Fall wirkt „De Doorn“ je abgebrochen, unvollendet.