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Transience

Fast jede große Band und jeder bekannte Künstler veröffentlicht irgendwann im Lauf der Karriere mindestens ein Best-Of oder Greatest Hits Album. Das verschafft neuen Fans eine gute Gelegenheit, einen Überblick über die bisherige Karriere des Musikers zu bekommen. Und der Künstler macht schnelles Geld. Manchmal wird als Kaufanreiz für alle, die ohnehin schon sämtliche Alben besitzen, noch ein neuer Song mit dazu gepackt oder ein sonstiges Goodie.

Man würde es Steven Wilson, Mastermind hinter Porcupine Tree, begnadeter Solo-Musiker, Produzent und Toningenieur, eigentlich gar nicht zutrauen, so ein schnödes Best-Of-Album auf den Markt zu werfen, zumal seine Musik immer im Kontext des gesamten Albums zu sehen ist. Kann man Steven Wilson beziehungsweise seine Musik einfach so zu einem „Greatest Hits“-Flickenteppich zusammenklatschen? Wer den Briten etwas näher kennt, dem wird klar sein, dass sich Wilson etwas Besonderes für diese Zusammenstellung überlegt hat. „Transience“ erscheint zum Beispiel lediglich auf Vinyl und in limitierter Auflage von nur 2.000 Exemplaren.

Das Multitalent hat die Titelauswahl für die drei Vinyl-Seiten natürlich selbst getroffen und eine gute Stunde Musik aus den bisherigen vier Soloalben zusammengestellt. Eröffnet wird der bunte Songreigen mit dem namensgebenden ‚Transcience‘ vom aktuellen Album „Hand.Cannot.Erase.“, hier sogar etwas länger als die Albumversion. Andere Titel wurden hingegen gekürzt, um eben Raum für mehr Musik auf der Schallplatte zu schaffen. Auch ein Cover-Song hat es auf „Transience“ geschafft, und zwar der Alanis Morissette Hit ‚Thank You‘ von Wilsons Cover-Album. Als kleinen Schmankerl gibt es zudem die Neuaufnahme von ‚Lazarus‘, dem alten Porcupine Tree Song, den Steven Wilson gemeinsam mit seiner aktuellen Tourband neu eingespielt hat.

Natürlich kann die begrenzte Spielzeit nur einen rudimentären Überblick über Wilsons Schaffen geben, und so vermisst man natürlich den einen oder anderen Song. Aber Fans besitzen eh sämtliche Alben, und allen anderen bietet „Transience“ – sollten sie denn noch eines der limitierten Exemplare ergattern können – die gute Möglichkeit eines Ein- und Überblicks in das kreative Schaffen des proggigen Briten. Wer gut aufgepasst hat, wird über die Aussage „drei Seiten Vinyl“ gestolpert sein. Drei Seiten? Ja, denn Seite Vier zeigt als besonderen Bonus eine Prägung von original handschriftlichen Textentwürfen des Meisters zu ‚Happy Returns‘.

Über Songauswahl und die teilweisen Kürzungen bei den Tracks mag man gerne streiten. Unbestreitbar ist das hier Gebotene jedoch von durchgängig hoher Qualität und entführt auf eine sphärische und wunderschöne musikalische Reise durch die Vergangenheit und Vergänglichkeit.

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