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Condition Hüman

Bis zu Ende des unsäglichen Rechtsstreits zwischen Geoff Tate und seiner ehemaligen Band gab es kurzzeitig zwei Gruppen namens Queensryche. Das sorgte nicht nur für Verwirrung bei den Fans der Prog-Metal-Legende aus Seattle. Nach einer außergerichtlichen Einigung war es dem neuen Frontmann Todd La Torre und den verbliebenen Mitgliedern der Originalband erlaubt, den Namen Queensryche weiter zu verwenden. Geoff Tate stellte mit Operation: Mindcrime eine neue Band auf die Beine und veröffentlichte vor kurzer Zeit das Album „The Key“. So wirklich zufrieden kann er mit dem Ergebnis eigentlich nicht sein. Umso spannender ist es da, dass Queensryche nun fast zeitgleich ebenfalls ein neues Album auf den Markt bringen. Die Spannung war also groß, wie sich „Condition Hüman“ im direkten Vergleich mit Tates Schlüssel schlagen würde.

Viele Fans und Kritiker behaupten ja, Queensryche hätten nach „Empire“, das ja immerhin schon 25 Jahre alt ist, kein wirklich gutes Album mehr veröffentlicht. Kann Queensryche also nach dem Weggang von Geoff Tate überhaupt noch funktionieren? Das erste selbstbetitelte Album mit Neuzugang Todd La Torre war ja ganz nett, mehr aber auch nicht. Nun, der Weg führt nach oben. „Condition Hüman“ (nur echt mit den Rock Dots) bietet soliden und eingängigen Metal mit leichten Prog Attitüden, beschwört wohlige Erinnerungen an die genialen frühen Alben der Band herauf. So darf La Torre im Song ‚Guardian‘ immer wieder mal die Zeile ‚Revolution Calling‘ singen in Anlehnung an den gleichnamigen Song auf dem legendären 88er Album „Operation: Mindcrime“. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Im direkten Vergleich gehen Queensryche mit der neuen Platte klar als Sieger aus ihrem Rennen gegen Geoff Tate hervor.

Das soll nicht heißen, dass „Condition Hüman“ ein musikalisches Meisterwerk geworden ist, dann dazu fehlt doch etwas das Neue, das Bahnbrechende. Nein, die Platte bietet vielmehr zwölf schnörkellose moderne Rock- und Metalsongs, die aber für alle Nostalgiker wesentlich mehr mit den „alten“ Bandzeiten zu tun haben als „The Key“. Ob mit erstaunlich harten Gitarrenriffs bei ‚The Hourglass‘ oder im soften akustisch gehaltenen Intro zu ‚Just Us‘, Queensryche überzeugen mit solidem Songwriting, das aber eben größtenteils auch nicht mehr als das ist. Reicht das für eine der einstmals größten Progmetal Bands der amerikanischen Westküste aus? Mit Seitenblick auf Geoff Tate hätte alles wesentlich schlimmer kommen können, von daher wird „Condition Hüman“ wohl noch das eine oder andere Mal im Player landen.

Todd La Torre hat inzwischen gut zu seinem eigenen Gesangsstil gefunden und verpasst den Songs seinen eigenen Kreativstempel, ohne wie Geoff Tate klingen zu wollen. Queensryche sind mit diesem Album auf einem guten Weg, auch wenn sie vermutlich nie an die „guten alten Zeiten“ anschließen werden. Der neue Output ist abwechslungsreich, durchaus unterhaltsam und hat jede Menge Power. Ein Klassiker indes wird er aber nicht werden.

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