|

We’re All Alright!

Cheap Trick sind einfach unkaputtbar. Die Power-Pop-Urgesteine sind auch 41 Jahre nach ihrem Debütalbum immer noch nicht in der Lage, ein mieses Album abzuliefern. Nachdem das letzte, gerade mal ein Jahr zurückliegende Album „Bang, Zoom, Crazy… Hello“ eher die Beatles-beeinflusste, poppige Seite der Band betonte, geht’s auf „We’re All Alright“ so deftig zur Sache wie schon lange nicht mehr.

Die ersten vier Songs, ‚You Got It Going On‘, ‚Long Time Coming‘, ‚Nowhere‘ und ‚Radio Lover‘ sind allesamt riffgetragene Uptempo-Rocker mit fast punkiger Energie und strahlen eine enorme Frische aus, die das Alter der Bandmitglieder Lügen straft. Da ist man als Hörer fortgeschrittenen Alters schon fast dankbar, wenn der Glamrock-Stampfer ‚Lolita‘ und das trotz des Titels völlig country-freie ‚Brand New Name On An Old Tattoo‘ das Tempo erstmals ein wenig herausnehmen und somit das Herz schonen. Die leicht psychedelische Halbballade ‚Floating Down‘ wildert dann wieder einmal erfolgreich im Revier eines von Cheap Tricks Vorbildern: Jeff Lynnes Electric Light Orchestra und natürlich dessen Vorgängers, The Move. Apropos The Move, deren ‚Blackberry Way‘ ist als Coversong auf „We’re All Alright“ enthalten und passt – natürlich – perfekt zum Cheap Trick-Sound, genau wie die bereits zuvor von der Band gecoverten The Move-Songs ‚California Man‘ (auf dem Klassiker „Heaven Tonight“) und ‚Brontosaurus‘ (eine 1997er B-Seite). Daß dieser Klassiker nicht wirklich aus dem Rest des Materials heraussticht, spricht für Rick Nielsens Talent, auch 2017 immer noch Ohrwürmer in Masse herauszuhauen.

Die meisten Songs dauern nicht länger als knapp über oder sogar unter drei Minuten, und es macht echt Spaß, die alten Helden so befreit losrocken zu hören wie hier. Ich lehen mich soweit aus dem Fenster, zu behaupten, „We’re All Alright“ ist das „härteste“ Cheap Trick-Album seit dem ähnlich lospreschenden „One On One“ – und das war immerhin schon 1982. Lediglich einen absoluten Überhammer wie ‚Surrender‘, ‚Tonight It’s You‘ oder ‚Dream Police‘ gibt es hier nicht zu hören, dafür aber auch nicht einen schwachen Song. Da die Scheibe dazu auch noch exzellent, druckvoll und modern produziert wurde, ist „We’re All Alright“ für alle Freunde knackigen, diesmal überraschend rotzigen Goodtime-Rock’n’Rolls ein echter Pflichtkauf.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar