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Als Tier ist der Mensch nichts

Unru – schon der Bandname verbreitet Unbehagen, wie so oft bei etwas, wo der menschliche Geist eine Gewöhnung hat, wie etwas sein muß – dann das Etwas aber anders gemacht wird. Fehlt da nicht was…?
Das ist ein cleverer Schachzug um den Hörer auf das vorzubereiten, was da kommt. Denn es ist extrem unbehaglich, was die Jungs von Unru hier auf Platte zimmern. Das ist crustiger Noise von der fiesesten Sorte, es ist auf jedem Fall dem Black Metal zuzurechnen, ist aber jenseits aller Grenzen dessen, was auch schon sehr sperrige und Schmerzen zufügende Kollegen wie z.B. Dodheimsgard so machen. Unru gehen massiv bis an die Grenze und stellenweise auch darüber hinaus. Das sind hier gar nicht genrefremde Instrumente, Jazzparts oder sonst irgendetwas, was bei den bisher etablierten Bands so als Absonderlichkeiten genutzt wird. Unru lassen einen Maelstrom an Krach los, der sich erst beim mehrfachen Hören langsam zu strukturierter Musik herausschält. Das ist unangenehm, schmerzhaft, regt aber auf spannende Art massiv den Kopf an. Für den einen oder anderen mag das einfach nur Anti-Musik sein, die die klassischen Zutaten derselben komplett verneint. Aber der hypnotische, sehr schmerzhafte Sog, den dieses Geräusch verursacht macht es dem offenen Geist schwer, sich dem zu entziehen. Wenn man dem 12minütigen „Das Anna-Karenina-Prinzip“ lauscht, dann weiß man, das es etwas Besonderes ist, was da passiert. Rasend, ausufernd, hypnotisch, krank. Hier und da brechen Refrains, erkennbare Riffs oder echte Songstrukturen durch den Wall Of Noise, den Unru auffahren.
Insgesamt entsteht so ein bedrückendes, extrem undergroundiges und krasses Klangbild, das im Augenblick in Deutschland seinesgleichen sucht. 35 Minuten Endzeit vom allerfeinsten, für Krachliebhaber, Black Metaller – und irgendwie auch für Hipster von der Deafhaven-Fraktion. Sehr spannend.

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