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Stake Your Claim

Totgesagte leben länger und dass man nach dem tragischen Fall des Frontmanns Joost de Graaf noch einmal was von Discipline hört, hatten wohl die wenigsten erwartet. Nun ist es jedoch geschehen – die harten Jungs aus Eindhoven sind zurück, um kräftige Arschtritte zu verteilen. Doch nicht nur das, sie haben auch ein neues Album im Gepäck. Das erste nach elf Jahren. Der Titel ‚Stake Your Claim‘ könnte besser nicht gewählt sein, denn nach dieser langen Abstinenz muss das Territorium wohl wieder neu markiert werden. Erschienen ist der Langspieler auf Strength Records, dem Plattenlaben von Agnostic-Front-Mann Roger Miret. Für das Revival einer Old-School-Band eindeutig passend. Nach wie vor spielt diese ihre bewährte Mischung aus Oi!-Punk und Hardcore. Street Rock, wie sie es selbst nennen. Die einzige fundamentale Änderung liegt im Wechsel der Stimme. Der neue Sänger Merijn Verhees ist jedoch mehr als nur ein akzeptabler Ersatz. Vielmehr passt er zu Discipline wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

Mit einem Intro oder einem Spannungsbogen halten sich die Niederländer nicht lange auf. Bei ‚My Time Will Come‘ gibt es bereits ab der ersten Sekunde volles Pfund auf die Zwölf – temporeich, aggressiv und mit einem nur so die Saiten schnalzen lassenden Bass. In ‚The World’s To Blame‘ kommt dagegen richtiges Street-Rock-Feeling auf und der Refrain lädt einfach nur zum Mitgröhlen und Feiern ein. ‚King Mouth‘ ist hingegen ein mächtiges Oi!-Brett mit Ohrwurm-Charakter, das man ohne Probleme in der Endlosschleife hören kann, ohne dass einem dabei langweilig wird. Aus dem kurzweiligen aber ziemlich geradlinigen Sortiment sticht das nicht weniger eingängige ‚Get Me Out Of Here‘ mit seinem von einer gewissen Tragik untermalten Refrain und dessen gesanglicher Präsentation heraus. Im Gegensatz dazu steht ein Lied wie ‚Troublemaker‘, das alleine schon wegen seines Titels eine Paradebeispiel für die Musik dieser Szene ist. Auch die obligatorische Saufgelage-Hymne darf natürlich nicht fehlen: Mit ‚We Rule The Pub Now‘ endet das Album nach zwölf Songs mit einer eben solchen.

‚Stake Your Claim‘ beweist, dass Discipline auch nach all den Jahren nichts von ihrem Biss verloren haben. Trotz des neuen Sängers. Vielleicht sogar wegen ihm, denn Verhees hat für diese Art der Musik ein geradezu perfektes Gesangsorgan, was er bereits bei seinen Vorgängerbands Banner Of Thugs, The Young Ones und Sparrow Falls unter Beweis gestellt hat. De Graaf steht er diesbezüglich in nichts nach, auch wenn einige Hartkern-Nostalgiker das vielleicht anders sehen. Dem ohnehin nicht gerade stark auf Innovation setzenden Genre des Street-Punk fügt ‚Stake Your Claim‘ nichts neues hinzu, dafür zeigen die Eindhover jedoch auch kein Zeichen von Schwäche. Sie liefern das ab, was man von ihnen erwartet: eingängigen und schnörkellosen Street-Rock mit rauem Gesang und den dazu passenden testosterongeschwängerten Texten. Komplexität sollte man nicht erwarten aber Langeweile kommt beim Hören aufgrund der ins Ohr gehenden Melodien trotzdem nicht auf. Für jeden klassenbewussten Skinhead und verwegenen Street-Rocker Pflicht!

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