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Tokyo Motor Fist

Man sollte sich gelegentlich als Künstler einfach auch mal Gedanken machen, unter welchem Namen man sein musikalisches Projekt in die Läden wuchtet. Denn hinter den unglaublich dämlich benannten Tokyo Motor Fist versteckt sich mit Ted Poley (Danger Danger), Steve Brown (Trixter), Greg Smith und Chuck Bürgi (beide Ex-Rainbow) echte Melodic Rock-Prominenz, die auch noch dazu mit ihrem selbstbetitelten Debüt eine echte Pflichtscheibe für alle Fans authentischer Spätachtziger-Partymucke abgeliefert haben.

Ja, in der Tat, so in etwa hätte seinerzeit das dritte Danger Danger-Album klingen müssen. Ideal zwischen ohrenschmeichelndem AOR und launiger L.A.-Glammucke balancierend, handwerklich – natürlich! – perfekt und von der gnadenlos achtzigerlastiger Produktion abgerundet. Am Wichtigsten aber: das Album besteht tatsächlich aus elf gnadenlosen Ohrwürmern ohne einen einzigen Ausfall. Songs wie ‚Love Me Insane‘, Shameless‘ or ‚Black And Blue‘ stehen tatsächlich den Danger Danger-Klassikern wie ‚Naughty Naughty‘, ‚Rock America‘ oder ‚Monkey Business‘ in nichts nach. Die Songs verfügen alle über eine ausgesprochen angenehme Pop-Schlagseite – in dem Sinne, dass sie allesamt ohne Schnörkel auf den Punkt kommen, frisch und energiegeladen klingen und sich hartnäckig in den Gehörgängen festsetzen. Wie Roxette es seinerzeit so schön ausdrückten: Don’t bore us – get to the chorus. Das heißt aber nicht, dass die Scheibe nicht auch ordentlich rockt. Wer zum Beispiel beim kräftig nach vorne bretternden ‚You’re My Revolution‘ nicht automatisch Lust auf Geschwindigkeitsübertretung im Cabrio bekommt, dem ist aus rock’n’roll-technischer Hinsicht nicht mehr zu helfen. Ganz ehrlich, solch ein durchgehend hohes Songwriting- und Energieniveau ist man als traditioneller Hardrocker mittlerweile gar nicht mehr gewohnt – man hofft beinahe darauf, dass endlich mal ein schwächelnder Song kommt und eine Verschnaufpause verschafft. Aber, weit gefehlt. Selbst im hinteren Drittel finden sich mit der Harem Scarem-mäßigen Powerballade ‚Don’t Let Me Go‘ und dem Def Leppard-meets-Loverboy-mäßigen Groover ‚Done To Me‘, der puren AOR-Nummer ‚Get You Off My Mind‘ (was ein Refrain!) und dem abschließenden Uptempo-Launemacher ‚Fallin‘ Apart‘ ausschließlich echte Volltreffer.

Ganz einfach – Tokyo Motor Fist haben trotz des dämlichen Bandnamens das beste traditionelle Hardrockalbum seit Ewigkeiten abgeliefert. Niemand, der auf Danger Danger, Trixter, Warrant, Firehouse oder alte Harem Scarem steht, sollte sich vom Bandnamen abschrecken lassen. Ohne dieses Album ist Eure Sammlung nicht komplett – und hieran muss sich die Konkurrenz in den nächsten Monaten messen lassen.

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