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The Purple Album

Die Idee ist gut. Sie kommt nur ein paar Jahre zu spät. David Coverdale nimmt Songs aus seiner kurzen, aber intensiven Zeit bei Deep Purple (Mark III und IV) neu auf. Drei Alben hat er damals mit der Band eingespielt. Allesamt sind absolute Klassiker, die lange Zeit nicht die hohe Anerkennung bekommen haben, die sie ohne Zweifel verdienen.

Und wie klingen die Songs 2015? Fast allen wurde ein wuchtiges Hardrock-Gewand verpasst. Bei „Burn“ und „Stormbringer“ ist das keine große Veränderung, bei „You Fool No One“ oder „Love Child“ schon. Statt Rhythm’n’Blues und Funkrock regiert jetzt der fette Hardrock-Sound. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Ballade „Soldier Of Fortune“, die leider noch mal abgespeckt wurde. Damit ähnelt sie jetzt der Acoustic-Version auf „Starkers In Tokyo“ und ist eigentlich überflüssig.

Dann sind da noch Songs wie „Lady Double Dealer“ oder das grandiose „You Keep On Moving“. Die lebten damals von zwei Stimmen, Bluesmeister David Coverdale und Kopfstimme Glenn Hughes alias „The Voice Of Rock“. Hughes fehlt hier leider Seit Jahren fantasiert Coverdale öffentlich über eine Deep Purple-Reunion. Warum also hat er nicht einfach seinen alten Kumpel Glenn als Gast eingeladen? Das wäre ein Geniestreich gewesen! Chance vertan. Statt dessen sorgt die Band für einen trotzdem ordentlichen Background-Gesang.

Und Coverdale selbst? Auch oder gerade als beinharter Whitesnake-Fan musste man in den vergangenen Jahren feststellen, dass er zwar alt, aber nicht mehr der Alte ist. Seine Stimme hat über die Zeit leider stark gelitten. Das lässt sich auch auf dem neuen Album nicht ganz überhören, bei „Burn“, „Stormbringer“ oder „Lady Double Dealer“ klingt er angestrengt. Das Gefühlvolle ist einem Geschrei gewichen. Den Gesamteindruck stört es aber erstaunlich wenig.

Bei aller Kritik muss man auch betonen, dass die Liste der Songs hervorragend ist, insbesondere die Deluxe Edition mit den Bonus-Tracks „Lady Luck“ und „Comin Home“. Was hätte mancher Fan dafür gegeben, diese Songs einmal live zu hören? Die Chance ist groß, dass zumindest einige der alten Deep Purple-Songs jetzt einen Platz in der Whitesnake-Setlist finden. Nur eben leider ein paar Jahre zu spät. Für die anstehende Tournee sollte Coverdale mal in Los Angeles anrufen. Dort wohnt Glenn Hughes.

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