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The Mysterious Ways Of Repetitive Art

Auf der Suche nach dem Sound für Ihr Zweitwerk „The Mysterious Ways Of Repetetive Art“ haben Chapel of Disease aus Köln diesen in der Suche selbst gefunden. Frei nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ hatten sich die für ihr 2012er Debüt „Death Evoked“ beachteten Rheinländer nur wenige Prämissen für die Komposition ihres neuen Albums auf die Fahnen geschrieben: Nicht zurückblicken, alles schreiben, was einem in den Sinn kommt und alles was möglich ist ausloten. Was die vier Kapellmeister damit auf die Beine gestellt haben, ist erstaunlich. Es ist doomlastiger Death-Metal, der den Widerspruch auflöst, gleichzeitig vertraut und frisch zu klingen. Frisch im Sinne von unverbraucht – schließlich sprechen wir hier immer noch von Todesmetall und der Sound der vier Herren erinnert auch an den sich bedrohlich anschleichenden Sensenmann aus dem morbid-ästhetischen Album-Cover. Das Artwork mit einer Radierung zu jedem Song zieht sich auch durch das Album-Booklet. Dessen künstlerischer Stil passt sehr gut zu den Songs, die u.a. von Gedichten und Geschichten der wegweisenden Autoren Edgar Allan Poe, Gustav Meyrink, Johann Peter Hebel und Charles Robert Maturin inspiriert sind.

Mit ‚The Mysterious Ways…‘ beginnt der Totenreigen – und mit einem schleppend-doomigen Riff. Ein Riff, das so simpel wie genial ist und sich festsetzt. Der Bass rumpelt eindrucksvoll im Keller herum während im Erdgeschoss die Lead-Gitarre die Möbel zersägt. Der Eröffnungstrack gipfelt in bedrohlichem Donner, bevor das Klanggewitter mit ‚The Dreaming Of The Flame‘ losbricht. Mit viel Hall-Effekt und düsterer Bedrohlichkeit – aber ohne Pathos – wird da abwechslungsreicher Death-Doom zelebriert. Abwechslungsreich, weil die simplen Riffs gekonnt variiert und mit interessanten Tempowechseln und kurzen Soli aufgelockert werden. ‚Masquerade In Red‘ beginnt mit hohem Tempo als eine Art doomige Thrash-Interpretation. Aber den Song so durchzuprügeln ist nicht das Ding der vier Jungs – die zweite Hälfte schwingt wieder ins gespenstische zurück. Und das ist gut so. Der 8-Minuten-Kracher ‚Lord Of All Death‘ führt ein neues Thema mit zwei weiteren leckeren Riffs ein. ‚Symbolic Realm‘ kommt mit einem gedoppelten, sehr melodischen Solo daher, das sich quasi auf dem Riff sitzend durch den ganzen Song zieht, ‚Life Is But A Burning Being‘ flirtet mit Thrash und Hochgeschwindigkeit, aber im Keller ist immer noch der doomige Death am Werk. Genau wie bei ‚Masquerade‘ brechen Chapel of Disease das Klischee auf – nach einer Bridge mit klaren Gitarren wird entschleunigt weitergefoltert. Das zehnminütige ‚… Of Repetetive Art‘ beendet das sehr gelungene Werk schlüssig mit Atmosphäre, Atmosphäre, Atmosphäre. Flöten, düstere Pauken, jaulende Gitarren – und einmal mehr ein Riff, daß sich einprägt, ja einbrennt und während des erneut sehr abwechslungsreichen Songs immer wieder leicht verändert auftaucht.

Keine Ahnung, ob der Titel des Albums eine selbstironische Anspielung auf den eigenen Stil sein soll. Bei Chapel of Disease ist das repetitive Elemente jedenfalls nicht mysteriös sondern eher meisterhaft eingesetzt. Einfache, aber sehr gelungene Doom-Riffs, die stilsicher variiert und wiederholt werden bilden die Basis der Musik. Durch weitere, überraschend eingesetzte Facetten aus klassischem Death- und Thrash-Metal, jedoch auch akustische Überleitungen und Tempovariationen wird das Rezept meisterhaft verfeinert. Wer Death-Metal mit einem guten Schuss Schauder-Doom ohne dessen Klischee-Beiwerk mag, kommt an diesem hervorragenden Album nicht vorbei!

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