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The Future Ain’t What It Used To Be

Die Idee, den derzeit immens angesagten Retro-Glamrock mit elektronischen Elementen zu verbinden, ist eigentlich eine ziemlich clevere. Somit haben die Amerikaner Biters tendenziell mit ihrem neuen Album „The Future Ain’t What It Used To Be“ schon einmal den richtigen Riecher.

Das Endergebnis klingt dann aber nicht wie eine tanzbare Mischung aus Slade, Mötley Crüe und Rob Zombie, sondern, ganz kurz gesagt, wie T.Rex mit Drumloops – oder die letzten beiden Def Leppard-Scheiben. Die besagten elektronischen Elemente beschränken sich nämlich ausschließlich auf programmierte Rhythmen und eine generell sehr radiofreundliche Produktion. In der Tat haben Biters auf ihrem Zweitwerk aber auch durchaus eine hohe Hitdichte zu bieten. Die Hooks bleiben sofort hängen, und jeder einzelne Song eignet sich perfekt, in der nächsten CW-Serie in einer Bar- oder Strip-Szene gespielt zu werden. Im Gegensatz zu Steel Panther wird hier auch nicht die Parodie-Karte gespielt, das Songwriting hat ganz klar Hand und Fuss. Warum hier aber nun nicht die Höchstnote steht, ist ganz einfach erklärt: Eigenständigkeit ist nämlich hier schlicht ein Fremdwort.

Die Gnadenlosigkeit, mit der in Songs wie ‚Stone Cold Love‘, ‚Callin‘ You Home‘, ‚Gypsy Rose‘ oder ‚Vulture City‘ Marc Bolans Arsenal an Riffs, Melodien und Grooves geplündert wird, geht über simple Bewunderung deutlich heraus und landet beim simplen Abkupfern. In besagtem ‚Vulture City‘ wird aber nicht nur – einmal mehr – das Ein-Akkord-Riff von ‚Get It On‘ bemüht, der Refrain klingt ausnahmsweise dann mal kräftig nach Hanoi Rocks. Sänger Tuk Smith gibt sich für diesen Song auch die größte Mühe, nicht nach Bolan oder Def Leppards Joe Elliott zu klingen, sondern Michael Monroes sleazigen „sneer“ zu kopieren. In der nach Enuff Z’Nuff klingenden Ballade ‚Hollywood‘ hingegen klingt er hundertprozentig nach Mike Tramp zu White Lion-Zeiten. Die Akustikgitarren-Nummer ‚Goin‘ Back To Georgia‘ klingt schließlich nach einem Outtake von Bon Jovis Country-Rock-Scheibe „Lost Highway“ – die ja selbst im Revier von Taylor Swift und Miley Cyrus wilderte.

Wer zu jung ist, um die Originale zu kennen oder ein Problem mit der Wildheit der schwedischen Glamrock-Helden hat, wird sich hier durchaus wohlfühlen. Biters sind die disneyfizierte, von allem Dreck befreite Version des Glamrock-Sounds. Aufgrund des klar ersichtbaren Talents für poppig-eingängige Hooklines mit Sicherheit kein schlechtes Album, speziell für die, die sich wünschten, Katy Perry, Lady GaGa oder Taylor Swift würden mal ein „echtes“ Rock’n’Roll-Album aufnehmen. Vielleicht schaffen es die vier Südstaatler ja aber tatsächlich, die Konsensband für Papa und das dreizehnjährige Töchterchen zu werden – zumindet scheint das auf „The Future Ain’t What It Used To Be“ schon einmal die Absicht zu sein.

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