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All The Way

Die Schweden von State Of Salazar bereiten mir Schmerzen…Schmerzen in den Armen, insbesondere den Händen. Dieses Syndrom muss in den 80er Jahren eine Art Volkskrankheit gewesen sein, denn State Of Salazar machen Rock, wie man ihn von Bands wie Toto oder Journey kennt. Rock, bei dem man die Arme hochreißt und die Hände öfter zu Fäusten ballt, als Dieter Bohlen zu Modern-Talking-Zeiten. „All The Way“ startet mit dem Song ‚I Believe In You‘ und ich habe sofort das Gefühl, dass State Of Salazar wirklich an mich glauben, auch wenn der Song augenscheinlich an eine Frau gerichtet ist. Auch beim zweiten Song, ‚Field Of Dreams‘ bleiben die Fäuste geballt und halten sich bereit, beim Refrain in die Luft gerissen zu werden. Emotionalität in allen Instrumenten, Melodien und vor allem in der Stimme von Sänger Marcus Nygren.

Ich fühle mich spätestens beim Song ‚All The Way‘ zurück in meine Kindheit versetzt, als ich sonntags bei Baywatch meine erste bewusste Begegnung mit dem weiblichen Geschlecht wahrnahm. Die Titelmelodie dieser bahnbrechenden Serie ist wohl jedem noch bestens bekannt. Wenn State Of Salazar diesen Titel geschrieben hätten, hätte ich wohl keine Augen mehr für die roten Badeanzüge der Rettungsschwimmerinnen gehabt. Schöne Melodien treffen auf geballte Energie. Unglaublich, dass Bands heute noch solche Musik machen. State Of Salazar halten der 80er Rock am Leben. Nun mag sich der ein oder andere fragen, ob man die Rockmusik aus den 80ern überhaupt am Leben halten muss oder kann. Beim Hören der ersten Songs muss ich zugeben, eher amüsiert, statt begeistert gewesen zu sein. Hört man das ganze Album und sieht sich ein paar Live-Mitschnitte der Band an, wird einem jedoch bewusst, dass es die Jungs ernst meinen. Es sind starke Songs auf einem starken Album. Das einzig Komische daran ist der Eindruck, dass State Of Salazar damit drei Jahrzehnte zu spät kommen.

Wirklich tiefgründig werden die Jungs in ihren Texten auch nicht, was mich dazu verleitet, die Songs nicht zu ernst zu sehen. Wenn die Scheibe künftig auf irgendwelchen Aftershow-Parties nach Konzerten gespielt wird, und das wird sie, dann lässt sich dazu wunderbar abhotten, genauso, wie es alle tun, wenn ‚Don’t Stop Believing‘ von Journey gespielt wird. Starker Song, jedoch wird er eher belächelt und auf’s Korn genommen. Dabei ist an keinem Song auf „All The Way“ etwas auszusetzen. Musikalisch bewegen sich die Jungs auf hohem Niveau, sind sie doch allesamt ehemalige Studenten der Malmö Academy of Music. Insgesamt liefern State Of Salazar ein gutes Album ab, was jedoch letztlich zu stark an andere 80er-Jahre-Größen erinnert. Für die eigene Rock-Party ist die Scheibe jedoch der Geheimtipp des Jahres!

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