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Thalassic

In den letzten doch sehr folgeschweren Monaten waren die meisten exzellenten Alben eher von Wut oder Melancholie geprägt – auch wenn beim Aufnahmeprozess dieser Alben die Pandemie nicht absehbar war, haben Alben wie Paradise Lost’s „Obsidian“ den Nagel auf den Empfindungskopf getroffen.

Es wird also dringend Zeit, dass trotz Masken und Abstand mal wieder so richtig die gute Laune abgefeiert wird. Und wer kann da besser helfen als Ensiferum? Die spaßgetriebenen Viking Metaller aus Finnland haben mit „Thalassic“ ihr neues Werk am Start und besser könnte es doch für einen Juli nicht kommen.

Waren einige Alben von Ensiferum doch eher zum Mitschwimmen oder Nebenbeihören, so ist „Thalassic“ ein wirklicher Hinhörer geworden.

Innovativ ist das natürlich nur bedingt – will es und soll es aber auch nicht sein. Dafür wird das, was hier zelebriert wird, eben besonders schön zelebriert. Es gibt ein zusammenhaltendes Konzept („Thalassic“ bedeutet soviel wie „zum Meer gehörend“) und von halbwegs einfachen Saufliedern bis hin zu Interpretationen von Texten aus der Kalevala ist alles im Angebot. Je nach Text ist Instrumentierung und Gesang angepasst – und Neumitglied Pekka hat eine sehr angenehme klare Stimme im Kontrast zu Petris Screams. Die neue, klare Stimme ist absolut gleichberechtigt, fast sogar mehr im Einsatz als die Death Metal-Screams und kann vollends überzeugen.

Mit „Rum, Women, Victory“ steht der Rausschmeißer gleich am Anfang und setzt die Latte für rasanten Party Metal ziemlich hoch. Nicht mißverstehen, Ensiferum sind immer noch weit mehr Death Metal / Pagan als z.B. Korpiklaani. Dennoch ist hier eben auch Saufmucke per Excellence am Start. Im fantastischen „Midsummer Magic“ , das man getrost als Irish Folk Metal bezeichnen kann, wird sogar noch eins drauf gesetzt. Bei den textlich eher traditionellen Stücken schwankt es zwischen bombastischer Epik („One With The Sea“) und treibendem Power Metal.

Überragen tut „The Defence Of The Sampo“, ein Instant Classic mit bombastischem Ohrwurmrefrain und originellem Songwriting (Ja! Der Mittelpart ist klassischer Western Country!).

„Andromeda“ ist spätestens nach dem zweiten Durchlauf ein Ohrwurm sondergleichen und „Run from the Crushing Tide“ vermittelt genau das – straightforward wird hier davongerannt, dass es einem die Lungen ausbrennt.

Das abschließend überlange „“Cold Northland“ bindet die vom Opener benutzten Wind-und Takelage-Geräusche ein und vermittelt damit noch weiter das geschlossene Konzept. Bei diesem bombastischen Track handelt es sich um den dritten Teil von „Väinämöinen„, womit ein fast zwanzigjähriger Kreis zum Debut geschlossen wird.

„Thalassic“ ist ein Highlight des melodischen Folk/Death Metals, und Fans des Genres können aufgrund der Ansammlung an Highlights blind zugreifen. Ausfälle gibt es keine, selbst die schwächeren Songs wie…. Moment… wirklich schwächere Songs gibt es nicht. Kaum ein Ensiferum-Album war so vollgepackt mit durchgehend hoher Qualität.

Besseres von der Horn & Hammer – Fraktion wird es in diesem Jahr nicht geben.

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2 Kommentare

  1. und ich sehe hier nur .. Langweile auf weiter Ebene. Oder eben bis zum Horizont.
    Das Album ist Ensiferum wie sie seit Jahren sind .. sie ziehen die Masche einfach durch, aber es passiert nichts, was sich irgendwie wirklich lohnt, zu hören. Alles schon zig mal (und auch besser) gehört. Warum soll man sich das anhören? Das letzte wirklich tolle Album war Victory Songs – From Afar nahm einen auch noch mit. Danach gings in den Einheitssumpf. Und auch mit diesem Album kommen sie nicht mehr da raus. Da hilft auch kein neuer Sänger oder hier und da eine Instrumentenbereicherung. Und noch eine Cowboynummer? Der Gag ist doch langsam wirklich durch. Also, micht reizt es nicht mehr.

    1. Hallo Christian…. wir können zwar nachvollziehen, was Du meinst, sehen das aber anders. Natürlich sind Ensiferum die, die sie sind. Aber wenn Du zum Bäcker gehst, bekommst du auch kein Steak. Ensiferum backen ihr Leben lang Brot, das wird sich auch nicht ändern. Nur ist in unseren Augen die Qualität des Brotes diesmal eben weit besser als zu den Zeiten, als Tiefkühlbrötchen aufgewärmt wurden.

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