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Star Treatment

Mit 16 Horsepower, der ersten Band von David Eugene Edwards, hat das neue Album von Woven Hand eigentlich nichts mehr gemein. Es ist fast schon grotesk, dass man immer noch diese legendäre Alternative Country – Combo ins Feld führt, wenn der Name Edwards fällt, aber das liegt nuneinmal daran, dass 16 Horsepower dieses mittlerweile so erfolgreiche Genre überhaupt erst zum Leben erweckt haben.

Woven Hand haben davon eigentlich nichts mehr. Waren die ersten Alben noch klar erkennbare Spätfolgen des 16 Horsepower -Daseins, so ist spätestens seit dem sperrigen „The Laughing Stalk“ alles anders. Die Musik von Woven Hand wurde immer absurder, ausgefallener, ausgefeilter und vielschichtiger – und immer härter. Auf dem neuen Album „Star Treatment“ sind selbst die Alt Folk erinnernde Tracks wie „Obdurate Obscura“ vom Vorgänger kaum noch vorhanden. Die Stücke werden immer härter, rauer. Das ist roher, fast gewalttätiger Indie, die Gitarren sind härter als bei so manchem Metal-Outfit. Manche ruhigere Stücker wie „Low Twelve“ fressen soundtechnisch und atmosphärisch Staub wie ein Dodge Charger, Atmosphäre ist immer noch das wichtigste hier – neben den Lyrics, die bei David Eugene Edwards schon immer faszinierend waren.

Es gibt auch wieder diese hypnotischen, psychedelischen Tracks wie das ausufernde „All The Waves“, dem wohl überragenden Song des Albums. Wer sich noch an damals erinnert, sollte sich aber eher an die straighten Songs wie „Crystal Palace“ oder „Come Brave“ halten. Woven Hand machen Musik wie die erste Staffel „True Detective“ – staubig, unglaublich düster, abgründig, hypotisch, atmosphärisch, stellenweise fast angsteinflößend. Noch immer predigt er in seinen bis hin zur Grenze des Irrsinnigen verworrenen, aber gern zur Interpretation anregenden Texten, wenn man auch das Gefühl nicht los wird, dass diese Predigen eher nach innen gewandt sind denn nach außen, denn wirklich verstehen, was er da will tut er wohl nur selbst.

Manch einem mag der folgende Vergleich wirr und an den Haaren herbeigezogen erscheinen, aber David Eugene Edwards sollte man einmal an einen Tisch mit Nergal von Behemoth setzen. Beide sind hochintelligente, vermutlich hochgradig schwierige und komplexe Charaktere, die über eine außergewöhnliche Begabung für faszinierende Texte und kongenialer musikalischer Umsetzung derselben verfügen – die Musikerversionen von Gott und Luzifer an einem Tisch.

„Star Treatment“ ist das Nonplusultra dessen, was im abartig-schrägen, rohen Indie möglich ist.

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