Mit ihrem dritten Album "Vertigo" haben sich die Italiener Sound Storm neu erfunden. Während die ersten beiden Alben bereits hymnischen Power Metal mit extravagantem Gesang zelebrierten, überraschte das Konzeptalbum auf Grundlage von Dantes "Inferno" mit cineastischem Metal, neuem Sänger mit anderer Klangfarbe sowie passend zum Inhalt dunklerer Gesamtausrichtung. Whiskey-Soda war beim denkwürdigen Tourauftakt dabei.

Dies fing mit der Zentralität an, Herdorf liegt gefühlt von allen zentralen Städten aus gesehen im Nirgendwo. So folgte nach Autobahnabfahrt nochmal eine Ochsentour über 60 km Landstraße. Ebenso beschwerlich emfanden Sound Storm die Anreise
„Erst gab es in Deutschland einen Unfall, dass wir gleich mal zwei Stunden im Stau standen. Und danach folgten die 60 längsten Kilometer meines Lebens“
, scherzte Gitarrist Valerio Sbriglione zur Begrüßung bei Ankunft im „Rattenloch“, einem etwas in die Jahre gekommenen Club, bei dem aber wenigstens die Ratten in der Decke und an der Wand künstlich waren. Nach der längsten Anfahrt erfolgte dann der längste Soundcheck, nach unzähligen technischen Problemen (kein Monitorsound, Übertragungsausfällen, etc.) und Musikern, die vor der Bühne (!!!) alles einpegeln mussten, konnten dann Mirrormaze nach 23 Uhr ran, um ihren vertrakten und symphatisch verdrehten Power Metal vor acht (!!!) handgezählten Fans zu präsentieren. Was macht man als Band in so einer Situation? Richtig, lächeln und Vollgas geben, dazu dann aber trotzdem auf der Bühne gute Laune zu haben und das Beste aus der Situation machen. Die Stücke wie „The Poet“ überzeugten mit schweren Riffs, tollem Gesang und schrägen, fast schon jazzigen Keyboardpassagen. Zu Beginn präsentierten Mirrormaze zwei neue Songs von der nächsten EP, die Lust auf mehr machen.
Extrem nervig war nur der Rattenlochbesitzer, der immer wieder zur Band rannte und gestikulierte, sie sollten leiser spielen. Positiv gesehen muss man aber sagen, dass alle Anwesenden nun wissen, wie es sich anfühlt, als Millionär ein Privatkonzert erhalten zu haben und jedem Anwesenden quasi ein Song exklusiv gespielt wurde. So gab es für Whiskey-Soda „Back To Life“ mit Klingeltongeste von der Bühne aus (der anwesende Redakteur hatte der Band verraten, dass der Chorus auf dem Handy der Rufton ist) und die Widmung von „The Portrait“ für die Fotografin. Solche Erlebnisse hat man auch nur selten im Leben.
„Das war der schwierigste Gig in unserer Karriere“
, stöhnte Valerio auf dem Weg von der Bühne und wurde gleich vom Besitzer abgefangen, um alle Songs für die GEMA aufzuschreiben.
Hoffen wir, dass der Rest der Tour besser läuft, aber chaotischer kann es nicht laufen, zudem alle anderen Veranstaltungsorte sicherlich mehr Werbung machen. Immerhin haben sich Sound Storm warmgespielt und unglaublich viele Sympathiepunkte gesammelt mit einem denkwürdigen Abend fernab aller normaler Konzerterlebnisse. Welche Band kann sowas schon von sich behaupten?