SABATON – München in Flammen
Sabaton ist auf Europatournee und macht auch Halt in einigen deutschen Hallen. Die schwedischen Schwermetaller haben die „The Tour To End All Tours 2023“-Tour vollmundig als die bisher größte und aufwendigste Produktion betitelt. Ob dies nur ein leeres Versprechen ist, wollte unser Redakteur Andre in München herausfinden.
Um den üblichen Verkehrswahnsinn der bayerischen Hauptstadt zu vermeiden, wird der Parkbereich des Olympiageländes sehr früh erreicht. Die dadurch entstehenden Kosten von 15 Euro werden achselzuckend zur Kenntnis genommen. Nachdem die Presseformalitäten erledigt sind, bleibt noch etwas Zeit für ein Kaltgetränk. Zum Glück besteht in München die Möglichkeit der Kartenzahlung. Die ansonsten benötigten „großen Scheine“ können somit getrost im Geldautomat bleiben.
Lordi: düstere Gestalten und heller Halle
Lordi beginnt in der noch sehr hellen Halle sein Set. Die finnischen Hardrocker sind wie gewohnt in schwere furchteinflößende Gewänder und Masken gehüllt. Auch die Bühne ist entsprechend aufwendig gestaltet. Überall hängen Skelette und Schrumpfköpfe rum. Sänger Tomi Putaasuu aka „Mr. Lordi“ beweist, dass er eifrig an seinen deutschen Sprachkenntnissen arbeitet. Neben der sehr freundlichen Begrüßung gibt im Laufe des Abends eine Menge Ansagen, die allerdings der Zensur unterliegen.
Neben der ganzen Show gibt es natürlich auch Musik in München. Lordi hat acht Songs mitgebracht,
die für ordentlich Stimmung in der nicht ganz gefüllten Halle sorgen. Zu Songs wie „Thing In The Cage“und „Devil Is a Loser“ geht die Crowd vor der Bühne richtig gut ab, während es auf den Rängen nocheher ruhig ist. Natürlich darf „Hard Rock Hallelujah“ nicht fehlen, welcher die Stimmung noch einmal nach oben treibt. Mit diesem Song wurde Lordi 2006 durch den Gewinn des Eurovision Song Contest auch abseits der Metalszene bekannt. Da zwei Tage zuvor der deutsche Beitrag wieder einmal den letzten Platz erreicht hat, kann man Mr. Lordi einen launigen Spruch Richtung Lord Of The Lost nicht verübeln. Die Band zeigt sich an diesem Abend sehr spielfreudig. Angesichts der Masken ist eine Mimik nicht auszumachen.
Babymetal: viele fragende Gesichter
Vermummt geht es auch beim nächsten Auftritt weiter. Zu „Babymetal Death“ betreten maskierte Musiker die Bühne und steigen musikalisch in das laufende Intro ein. Wer sich hinter den Masken verbirgt, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben. Wenige Augenblicke später betreten die Hauptdarsteller die Stage. Die Band Babymetal besteht neben den namenlosen Musikern aus Sängerin Suzuka Nakamoto sowie den Tänzerinnen Moa Kikuchi und Momoko Okazaki.
Es folgen erst einmal knappe drei Minuten Choreografie, bevor Suzuka zum Mikrofon greift. Die Musik, Kawaii-Metal genannt enthält verschiedene Stilrichtungen aus dem Bereich Speed, Black und Death Metal und klingt nicht schlecht. Allerdings scheint der Fokus bei Babymetal auf den tänzerischen Darbietungen zu liegen. Alles ist nahezu perfekt durchgestylt. Jede Mimik, jede Geste und Bewegung ist sekundengenau einstudiert. Natürlich lächeln die drei Japanerinnen das ganze Set über. Ob dies nun die wahren Gefühle sind oder zur Show gehört, vermag der Verfasser dieser Zeilen nicht beurteilen. Der Auftritt hinterlässt ein zwiegespaltenes Publikum. Einige Besucher sind euphorisch, andere hingegen schütteln den Kopf und fragen sich, was das Ganze soll. Die teilweise auf Japanisch gesungenen Lieder machen es nicht einfacher. Ist Babymetal in der Heimat DER Star, müssen sie sich in Deutschland noch ihre große Fanbase erarbeiten
[ngg src=“galleries“ ids=“205″ display=“basic_slideshow“]Sabaton: laut und heiß
Mit einem lauten Knall beginnt die Show, bevor Sabaton mit „Ghost Division“ in den Abend einsteigt. Die Saitenspiele um Sänger Joakim Brodén toben über die Bühne, lediglich Schlagzeuge Hannes Van Dahl hat einen festen Platz hinter seinem Set auf der Panzerattrappe. Doch diese hat es in sich. Immer wieder wird aus dem Rohr „geschossen“. Zeitweise versinkt die Bühne im Nebel und gleicht im Zusammenhang zahlreicher Pyro-Effekte einem Schlachtfeld. Den Headbangern gefällt die Show sichtlich. Permanent werden Fäuste und Pommesgabeln in den Hallenhimmel gereckt, während jede Zeile mitgesungen wird.
Nahtlos geht es in den nächsten Song über und es dauert nicht lange, bis die Crowd lauthals „Noch einBier“ skandiert. Flugs erscheint „Alkoholtechniker“ Andi aus dem Backstage-Bereich auf der Bühne und überreicht Joakim das erste Getränk. Unter großem Jubel wird die erste Halbe geext, der Sänger betont, dass es sich um ein lokales Bier handelt. Es werden den Abend über sehr viele Biere auf der Bühne vernichtet.
[ngg src=“galleries“ ids=“206″ display=“basic_slideshow“]Bei „Into The Fire“ ist der Name Programm. Zahlreiche Flammensäulen steigen permanent in den Himmel über der aufwendig und martialisch gestalteten Bühne. „Stacheldraht“ hier, Sandsäcke dort und über allem thront eine Leinwand, neben den Aktivitäten auf der Bühne immer wieder Einspieler aus Videos gezeigt werden. Ab und zu treten Komparsen in Erscheinung, die entweder mit Flammenwerfern um sich schießen oder wie bei „1916“, der gecoverten Motörhead-Ballade mit Marschtrommeln auf den seitlichen Podesten stehen. Die ganze Show wirkt stimmig und rund, das
Versprechen der bisher aufwendigsten Produktion wurde definitiv gehalten. Mehr geht einfach nicht.
Sabaton spielt sich durch die 18 Stücke umfassende Setlist und die Zeit rennt davon. Die Band ist bestens gelaunt, Joakim scheint das Lächeln ins Gesicht gemeißelt zu sein. Zumindest sieht man dies, wenn er seine Fliegerbrille mal abnimmt. Die Stimmung ist von der ersten Reihe vor dem
Wellenbrecher bis zum letzten Platz unter der Hallendecke bombastisch. Nur wenige hält aus auf den Rängen auf den Sitzen.
Es ist einfach unmöglich, jede Aktion, die auf der Bühne passiert zu beschreiben. Das Review würde sonst aus allen Nähten platzen. Mit „To Hell And Back“ endet ein fulminanter Auftritt von Sabaton im Konfettiregen. Die schwedischen Schwermetaller haben sich wieder einmal selbst übertrumpft und ihre Fans mehr als glücklich nach Hause geschickt.
Text und Photo Credit: Andre Schnittker
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