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RÜDIGER BIERHORST – Im Zentrum des Kreisels

Rüdiger Bierhorst ist ein Monster. Das darf ungestraft über ihn sagen, denn als 1/6 der „Monsters of Liedermaching“ zieht er mit den meist hochironischen/-komischen Songs der Truppe seit nunmehr 20 Jahren über die Club- und Festivalbühnen des Landes. Dass er auch ganz andere Töne drauf hat, zeigt er gerne, wenn er abseits der Monsters seine Solo-Scheiben macht.

Mit „Im Zentrum des Kreisels“ hat er bereits vor ein paar Monaten ein neues Werk veröffentlicht, das wir Euch dennoch (wenn auch leicht verspätet) nicht vorenthalten wollen.

„Muscheln nennen Fische Vögel“ eröffnet den Reigen und macht -nach einem mehr als zweiminütigen Intro im Stile klassischer Entspannungs- oder Yogamusik- sowohl musikalisch als auch textlich klar, worum es in den kommenden 40 Minuten beinahe durchgehend geht: Still und tiefsinnig vorgetragene Klänge, die, in bester Liedermacher-Manier, hauptsächlich von Rüdigers akustischer Gitarre begleitet werden, ganz sorgsam und pointiert ergänzt durch Schlagzeug, Cello, Synthesizern, Klavier oder Spinett.

„Alaska“ ist ein seltsames und verstörendes Liebeswerk (inklusive Stephan-Remmler-Zitat), bei dem es um zwei Personen mit eigentlich völlig unterschiedlichen Lebensvorstellungen geht, aber man zusammen ist, und auch bleiben wird, „weil wir das eh nie hinbekommen, von all diesen Ideen wird ja wohl nie etwas geschehen“. Hui, ganz schön gruselig, wenn das die Basis einer Beziehung ist.

Das Titellied dagegen geht in eine völlig andere Richtung, und wirkt dadurch wie ein Fremdkörper auf der Platte: E-Gitarre und -Bass, Synthies und ein dauerhaft lautes treibendes Schlagzeug als Kerninstrument, lassen einen zunächst ein wenig ratlos zurück. Nach den ersten drei und den dann folgenden eher entspannten Nummern aber (zumindest nach mehrmaligem Hören) ein gelungener Kontrapunkt, um die Aufmerksamkeitsspanne aufrecht zu erhalten. Die „Sturmwarnung“ ist ebenfalls im letzten Drittel noch einmal ein etwas lauteres und ein insgesamt achtminütiges Epos, bei dem es den Musikern gelingt, im Schlussteil wirklich eine Sturmflut auf dem Meer musikalisch darzustellen.

Mit „Meine Leute“ und „Das was vor mir ist“ geht es dann aber wieder, wie im größten Teil der Scheibe, ganz ruhig und entspannt zu Ende.

„Im Zentrum des Kreisels“ ist keine Platte für jeden Tag und keine, um sie im Hintergrund laufen zu lassen. Für diese neun Tracks muss man sich Zeit nehmen, und die Texte brauchen mehr als einen Anlauf, um ihre Wirkung zu entfalten und verstanden zu werden. Wer Rüdi nur von den Monsters kennt -und diese Art von Musik mag- wird hier vermutlich ein wenig irritiert zurückbleiben. Allen anderen, die gerne über den Tellerrand hinausschauen, und die andere Seite von Herrn Bierhorst noch nicht kennen, sei dieses Werk, trotz der (vermutlich gewollten) teilweisen Sperrigkeit, empfohlen.

 

Note: 2

 

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