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ROTTEN SOUND – Apocalypse

Den Monat März schließt eine weitere finnische Legende ab: Rotten Sound. Kritiker werfen der vierköpfigen Granatenschleuder aus Vaasa vor, sie würden immer denselben Song spielen. Dies mussten sich schon viele Bands in der Musikhistorie anhören. Na und? Die Ramones oder Motörhead sind doch gerade deshalb so kultig. Auch Rotten Sound können diese Prädikat für sich in Anspruch nehmen, denn keine Band kann 220 BPM auf der einen Seite so locker und lässig, auf der anderen so gewaltätig anhören lassen. Ihr achtes Album „Apocalypse“ (Season of Mist) ist der Beweis, jeder kann schnell, aber die wenigstens mit so viel Stil.

Schreihals Keijo Niinimaa und seine Mannen geben sich erst gar nicht damit ab, Abwechslung oder eine etwaige Struktur in ihre Songs zu zwängen. Manchmal finden sich Rotten Sound tatsächlich im Midtempo wieder, aber ihr immens hohes Energie-Level verlassen sie dabei nicht einen Millimeter. Und wenn sie sich doch mal durch Passagen von 20 Sekunden schleppen, dann ist die Brutalität, die diese Strecke in sich hat, der Inbegriff der Freudlosigkeit. Mit diesem Pfund können sie wuchern, wie keine ihrer Kollegen. Wahrscheinlich würde sich ein akustisches Teilstück anhören wie der Aasfraß nach dem blutigen Gemetzel in einem guten Zombiefilm.

Rotten Sound – Grindcore Deluxe

Der Finnen-Vierer stutzt die Welt immer ganz nah an der Grenze zum Supergau zurecht. Dass dieser nie außer Kontrolle gerät, dafür sorgt der messerscharfe, druckvolle Sound. Er lenkt die Raserei direkt ins Ziel, dahin wo es so herrlich schmerzt, wenn einer das Trommelfeuer auf ein prasseln fühlt. Ein weiterer Grund für die Treffsicherheit der 18 Songs sind die engagierten, aber düsteren Texte, die einem in maximal zwei Minuten die finnische Sicht der Dinge nachdrücklich deutlich macht. Die Welt ist ein schlechter Ort, aber kein Grund, sich tatenlos zu ergeben.

Kraft durch Grindcore made in Finland. Die 21 Minuten von „Apocalypse“ senden solch eine Leidenschaft aus, die einen mehr als einmal durch den Alltag treibt. Die Wut, die Aggressivität, die Dynamik, die Attitüde, die Performance suchen ihresgleichen. Die Blutergüsse trägt man wie Trophäen. Das vermeintlich Negative kann so viel Positives ausstrahlen.

Bewertung: 1

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