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Orchestral Favourites

Dass ausgerechnet das ungeliebte „Orchestral Favourites“ eine „40th Anniversary Deluxe Edition“ spendiert bekommt, ist schon einigermaßen überraschend. Aufgenommen 1975 mit einem Ensemble von Orchester-, Jazz- und Rockmusikern (das „Abnuceals Emuukha Electric Symphony Orchestra“), war „Orchestral Favourites“ fraglos wegweisend für FZs zukünftiges Werk. Der Maestro selbst bastelte aus den Aufnahmen aber nur eine 35minütige LP mit den seiner Meinung nach einzig verwertbaren Momenten der aufgenommenen drei Abende zusammen. Die drei CDs umfassende Neuauflage enthält neben dem remasterten und restaurierten Originalalbum nun auch zwei weitere CDs, die eine ungekürzte Show des A.E.E.S.O. enthalten.

Über das Originalalbum muss man wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Die orchestrierten Fassungen von ‚Duke Of Prunes‘, ‚Strictly Genteel‘ und ‚Bogus Pomp‘ (einem Medley aus „200 Motels“-Themen) kann man gerne als die definitiven Fassungen der Stücke bezeichnen. Das kurze ‚Naval Aviation In Art?‘ und ‚Pedro’s Dowry‘ passen mit ihren hochkomplexen Arrangements, atonalen Einschüben sowie den üblichen wilden dynamischen und harmonischen Sprüngen ebenfalls gut ins Konzept.

Hauptsächlich werden Fans aber wegen der kompletten Show aus der Royce Hall in Los Angeles zugreifen. Die enthält noch weiteres feines Material für Zappatisten, darunter das Epos ‚The Adventures Of Greggery Peccary‘, ‚Black Napkins‘, das ‚Dog Meat‘-Medley und das immer noch nicht als Studiofassung erschienene ‚Rollo‘.

Joe Travers, der Mann hinter Zappas riesigem Archiv, gibt selbst zu, dass diese Version zu Lebzeiten Franks wohl nie erschienen wäre. Der Perfektionist Zappa hatte sich nach den Shows mehrfach über die fehlerbehafteten Performances und die seiner Meinung nach mangelnde Disziplin der Orchestermusiker beschwert. Und ja, natürlich hört man hier so einige Momente, in denen die Sache fast ins Chaos zu kippen droht. Aber seien wir ehrlich: die glaubt man in Zappas Gesamtwerk mehr als einmal zu hören, auch bei perfekt durchkomponierten Stücken. Dafür entschädigen Momente wie das schlicht atemberaubende Finale von ‚Greggery Peccary‘, bei dem Wunderdrummer Terry Bozzio einmal mehr beweist, warum er schon mit 17 von Zappa protegiert wurde. Oder Zappas Gitarrensolo beim immer wieder großen ‚Black Napkins‘. Und natürlich darf man sich über die ungekürzten Ansagen des Gurus freuen, die neben ein paar typischen Zappaismen tatsächlich einige ungewohnte Blicke auf das Material offenlegen.

So könnte es also gerade diese Ausgabe schaffen, die eher rock-affinen Zappa-Fans mit dessen Neuklassik-Ambitionen zu versöhnen. Im Vergleich zu späteren Orchesterarbeiten ist „Orchestral Favourites“ nämlich noch recht melodisch und weitgehend zugänglich ausgefallen. Abgesehen davon kann man eigentlich eh‘ nicht genug Zappa-Livematerial haben, oder?

 

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