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Once Upon A Time

Progressive Rock tut sich immer schwer damit, kategorisiert zu werden, dafür gibt es doch zu viele Spielarten und zu viele Ideen, komplexes Songwriting mit ausufernden Soli zu verbinden. Alles schön und gut, aber wer tatsächlich mal wieder einen wirklich eigenen, unverkennbaren Stil hören möchte, dem sei „Once Upon A Time“  (Steamhammer / SPV) des  Trios Cryptex ans Herz gelegt.

Die Band aus dem niedersächsischen Salzgitter ist mit ihrer Musik schon immer theatralisch gewesen, und auch auf dem dritten Album wird eine farbenfrohe und melodische Mischung aus Hardrock-Bombast im Queen Gewand, folkiger Instrumentierung im Jethro Tull Stil und leicht düster daherkommenden Sound-Tüfteleien mit Muse-Charakter zelebriert. Songs wie  der Titeltrack oder ‚The Promise Keeper‘ haben nicht nur erwähnten theatralischen Charakter, sondern könnten genauso auch Teil eines (Rock) Musicals sein, denn sie sind im Songwriting durchdacht und schwelgen in feinem Bombast, beschwören Bilder herauf.

Vielseitigkeit wird hier groß geschrieben, und dennoch wirkt „Once Upon A Time“ zu jederzeit wie aus einem Guss, was auch der prägnanten Stimme des Frontmannes Simon Moskon geschuldet ist. Mehrstimmige Vocals treffen auf abwechslungsreiche Arrangements mit Folk- und Hardrock-Attitüden, schnelle Gitarrenläufe wie in ‚Reptiles‘ wechseln sich ab mit extravaganten Piano-Spielereien (‚Bloodmoon‘). Die Band hat sich hörbar weiterentwickelt und überrascht nicht nur mit sensiblen Texten, sondern auch mit immer wieder emotionaler Musik, die teils brachiale Metal-Gefilde streift, um gleich darauf wieder filigran und zerbrechlich zu wirken. Überraschungen gibt es in fast allen Songs, die sich oft ganz anders entwickeln, als man zunächst vermutet. Da metamorpht klassischer Hardrock in dunklere Metal-Sphären, um plötzlich wieder im sanften Rock mit schmalzigen, aber jederzeit schönen Gitarrenbögen zu landen.  

Progressive Rock – das sind doch Songs mit ständigen Rhythmus- und Tempowechseln, sperrige Container für hochtalentierte Musiker, nicht wahr? Das trifft ohne Frage alles auf Cryptex zu, auch wenn hier das Sperrige immer wieder dem Melodischen weicht, wenn bei allem technische Gefrickel nie das Ziel aus den Augen verloren wird.

„Once Upon A Time“: Es war einmal ein sehr starkes Prog-Album zum Sich-Verlieren, Wiederfinden, zum Träumen und Mitrocken. Glückwunsch dazu, Cryptex!

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