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Omnium Gatherum – Früher war nicht alles besser …

Whiskey-Soda: Hallo Jukka, danke für die Zeit, die du dir für unsere Leser nimmst. Wenn wir dich auf einen virtuellen Drink einladen würden, was wäre es dann? Whiskey-Soda, ein deutsches Bier oder was Hochprozentiges aus Finnland?

Jukka: Der gute alte Gratis-Alkohol schmeckt immer noch beim Weitem am besten.

WS: Ihr habt ja vor einigen Wochen euer neues Album „Grey Heavens“ herausgebracht. Was unterscheidet es von seinem Vorgänger oder was ist dir sonst wichtig zu erwähnen? Gab es etwas, das ihr bewusst anders machen wolltet?

Jukka: Am wichtigsten ist natürlich die Tatsache, dass „Grey Heavens“ unsere Musik als Ganzes weiter voran bringt. Es gibt vieles, was altbekannt ist, aber auch jede Menge Neues zu entdecken. Im Vergleich zu den letzten beiden Alben ist es viel geradliniger und haut voll auf die Zwölf. Schnelle Songs gab es auf den letzten beiden Alben auch schon, aber „Grey Heavens“ zeigt Omnium Gatherum mit so viel Aggression wie nie zuvor. Was aber nicht bedeutet, dass es „nur“ aggressiv ist, das ist nicht der Fall. Es gibt die für Omnium Gatherum typisch episch-melodischen Klanglandschaften. Wir wollten eine gute Balance zwischen harten und ruhigeren Parts hinkriegen und ich finde, das ist uns mit dem Album gelungen. Eine natürliche Fortsetzung von „Beyond“. Wer es genau anhört und auch die tiefgehenden Texte liest, wird feststellen, dass in dem ganzen Sturm eine übergeordnete Balance zu finden ist.

WS: Viele Bands nennen ja ihr jüngstes Album ihr Bestes. Das ist ja auch verständlich, weil es einem auch zeitlich am nächsten steht. Wenn du „Grey Heavens“ einmal außen vor lässt: Welches Eurer Alben gefällt dir persönlich am besten und Warum?

Jukka: Persönlich gefällt mir „The Redshift“ am besten, warum kann ich aber nicht sagen. Es fühlt sich einfach irgendwie gut an. Es steht an der Grenzlinie zwischen Untergrund und Tageslicht, auch deshalb, weil wir ab diesem Album viel mehr auf Tour waren. Wahrscheinlich steht es mir auch deshalb nahe. Aber eigentlich ist die Frage unmöglich zu beantworten. Man hat bei jedem Album so viel harte Arbeit reingesteckt, dass einem jedes am Herzen liegt.

WS: Wenn ich richtig informiert bin, feiert ihr Jungs dieses Jahr euer 20. Bandjubiläum. Herzlichen Glückwunsch zunächst einmal. Wenn du so auf die 20 Jahre zurückblickst: Was war damals besser im Bezug darauf, eine Band zu haben?

Jukka: Ja, du hast recht, wir werden dieses Jahr 20. In der Zeit hat sich natürlich viel geändert. Ich war damals noch nicht Mitglied in der Band, darum kann ich zu den ganz frühen Tagen wenig sagen. Meiner Meinung nach war aber damals fast nichts besser als heute. Das einzige ist vielleicht, dass es damals einfacher war, etwas Neues zu machen. Aber alles andere nicht.

WS: Also umgekehrt: Was ist heute besser?

Jukka: Ich persönlich denke, dass das Meiste heute besser ist. Wir sind erfahrener, unsere Musik ist besser, wir touren viel mehr und so weiter. Wenn man einmal vom Enthusiasmus absieht, fällt mir nichts ein, was damals besser war. Und aufregend finden wir es trotz der ganzen Jahre immer noch. Man muss heute höchstens etwas tiefer graben beziehungsweise etwas höher fliegen, um es zu erfahren.

WS: Ich habe mich schon oft gefragt, warum aus Finnland so viele (gute) Metalbands kommen. Kannst du in dieses Rätsel vielleicht etwas mehr Licht bringen?

Jukka: Ehrlich gesagt nicht, ich habe keine Ahnung. Vielleicht sind die dunklen Winter und die endlose Sonne im Sommer schuld daran. Vielleicht sind wir besonders stolz darauf, Metal zu spielen. Es gibt eine breite Musikszene in Finnland, aber über die Heimat hinaus ist die eigentlich nicht sonderlich bekannt, egal ob es jetzt Pop oder Rock ist. Neben dem Metal hat am ehesten noch klassische Musik im Ausland Erfolg. Wahrscheinlich ist es die Kombination aus Leidenschaft, der Mut und die Beständigkeit, die den Metal zu einem so bekannten Exportartikel machen.

WS: Es gibt ja eine ganze Menge Metalbands aus Finnland, die zumindest in Europa recht erfolgreich sind. Vermutlich gibt es also noch viel mehr, die nicht so bekannt werden. Ist das nicht so, dass das in eurem recht kleinen Land viel Konkurrenz gibt?

Jukka: Konkurrenz und Wettbewerb ist doch etwas Normales in allen möglichen Aspekten des Lebens, warum sollte es also im Metal etwas Besonderes sein? Ausserdem ist Konkurrenz gut, denn es sorgt dafür, dass die Bands hungrig bleiben und sich mehr Mühe geben. Es ist vielleicht nicht der einzige oder wichtigste Motivator, aber immerhin einer.

WS: Wenn du einen Wunsch frei hättest in Bezug auf die Band und das Geld keine Rolle spielen würde, was wäre es?

Jukka: Da habe ich noch nie drüber nachgedacht. Vielleicht unbegrenzten Zugang zu einem sehr guten Studio.

WS: Zum Abschluss darfst du mir etwas sagen, was du schon immer einmal einem Musikjournalisten sagen wolltest, aber bisher hat nie einer die passende Frage gestellt.

Jukka: Manchmal habt ihr Jungs wirklich absolut schräge Fragen drauf!

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