|

Nicht Raus, Aber Weiter

Hi! Spencer veröffentlichen mit „Nicht Raus, Aber Weiter“ vier Jahre nach ihrem Debüt ihre musikalische Weiterentwicklung. Jahrelanges sich-die- Finger-wundspielen liefert dem Opener „Weck Mich Auf“ genug Input, um den Synapsen ein Gedächtnis zu verschaffen. Normalerweise können Synapsen ja nur wenig Information speichern, doch bei Hi! Spencer schreien sie geradezu: Muff Potter. Jupiter Jones. Kettcar. Hamburger Schule.

Wenn man bedenkt, dass Hi! Spencer sich erst 2012 gegründet haben, ist das schon erstaunlich. Denn wenn junge Bands ein Feuerwerk an Reminiszenzen entfachen, ist das eigentlich etwas Schlechtes. Normalerweise. Doch nicht so bei Hi! Spencer, die klangvoll beweisen, dass sich der Antrieb zwischen den Bands damals und heute nicht so sehr unterscheiden muss. Zumal es schlechtere Vergleiche geben könnte. Gut, das Genre erfinden Hi! Spencer nun nicht neu, machen es aber um einige Akzente bunter.

Die Band um Sänger Sven Bensmann injiziert dem Hörer den unaufhaltsamen Drang zum Rauslaufen, zum Weitermachen (Trotzdem!), beschreibt die alles zu übermannen drohenden Zweifel, um sich ebenjenen dann doch entgegenzustellen („Wo Immer Du Bist“). Im Mittelteil des Albums machen sich dann mehr die sanfteren Indietöne breit, bis es mit „Schalt Mich Ab“ wieder etwas rauer zur Sache geht. „Richtung Norden“ wabert so disharmonisch durch die eigene Gefühlswelt, das Zögern wird dadurch direkt greifbar, gar offensichtlich. Ein Song, der sich aufbaut, anschwillt, und getragen von den Gitarrenriffs noch intensiver wird.

Elf Songs lang reiben sich Hi! Spencer zwischen Aufbruch und Stillstand, zwischen dem Blick nach vorne und dem Blick zurück, zwischen Scheitern und Überwinden. Am besten geht das, wenn sie ihrer Rockseele die Oberhand lassen. Doch live weiß mit Sicherheit auch das Indieherz zu überzeugen.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar