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Music Complete

Entstanden aus der Band Joy Division, die sich nach dem tragischen Selbstmord von Ian Curtis auflöste, sicherten sich Sänger und Gitarrist Bernard Sumner, Bassist Peter Hook und Schlagzeuger Stephen Morris zusammen mit Keyboarderin Gillian Gilbert unter dem Namen New Order ihren Platz in der Musikgeschichte. Klang die Gruppe zunächst noch stark nach Joy Division, so legte man sich einen elektronischeren Sound zu, bewegte sich in einer Liga mit Depeche Mode oder The Cure. Sehr erfolgreich war die 12″-Single ‚Blue Monday‘, eine frühe, technoide Tanznummer, aber auch die poppigeren Vertreter ‚True Faith‘ und ‚Bizarre Love Triangle‘.

In den 90ern passierte mit New Order nicht mehr so viel, jeder Mitstreiter hatte so seine eigenen Projekte. 2001 meldeten sich Sumner, Hook und Morris zurück, mit dem fantastischen Album ‚Get Ready‘ im Gepäck. Den Sound der Briten konnte man zu diesem Zeitpunkt als Indie-Rock bezeichnen, die Gitarren waren dominant wie noch nie, und auch die Stimme des damals arbeitslosen Smashing Pumpkins-Frontmann Billy Corgan war im Song ‚Turn My Way‘ zu hören. Mit ‚Waiting For The Sirens Call‘ dann die Rückkehr zum Elektro-Pop, und es sollte das letzte Studioalbum mit Peter Hook sein, eher unglücklich besiegelte eine eigenmächtige Auflösungs-Meldung des Bassisten dessen Ausstieg, Sumner und Co. waren nicht gewillt, die Band aufzugeben.

Nach diversen Kompilationen sowie ‚Lost Sirens‘, den Überbleibseln aus den ‚Waiting For The Sirens Call‘-Sessions ist ‚Music Complete‘ nun ein neues, reguläres Studioalbum, im Line-Up Bernard Sumner, Stephen Morris, Gillian Gilbert sowie dem neuen Bassist Tom Chapman. Wahrhaftig eine Wunderkiste, in der ‚Normalo‘-New Order Songs wie ‚Restless‘, ‚Academic‘ oder ‚Nothing But A Fool‘ mit der musikalischen Substanz der letzten drei Alben, aber auch zackige Tanznummern mit sattem Beat stecken. Zur Freakshow auf ‚Music Complete‘ zählt sicher der Spoken Word Track ‚Stray Dog‘, in dem sich Iggy Pop als grummeliger Storyteller betätigt, bei instrumentalem Unterbau. ‚Tutti Frutti‘ mit seinem 80er-Sample, dem funky Bass und einem Gesang, der schon an Alexis Taylor von Hot Chip erinnert ist allerdings nicht halb so trashig wie man zu Beginn vielleicht vermuten möchte. Auch bei ‚People In The High Line‘ hüpft dann nicht nur der Bass, es gesellt sich noch eine funky Gitarre hinzu.

Die Fans finden in der sanften Stimme Sumners, den eingängigen Melodien und den doppelten Basslines genügend Vertrautes und noch mehr Spannendes. Vermissen wird man auf dem neuen Album nichts, die Maschine läuft also auch ohne Hook. Mit ‚Music Complete‘, der Name deutet es an, erwartet den Hörer ein stilistisch umfassendes New Order Album – das wohl abwechslungsreichste der Bandgeschichte.

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