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MOOR – Heavy Heart

Ein Moor ist ein Feuchtgebiet, in dem aufgrund seiner dauernden Nässe und der daraus resultierenden Sauerstoffarmut organische Stoffe nicht gänzlich abgebaut werden. So schließen sie Geschichten ein, um diese später, denjenigen, die danach suchen, wieder frei zu geben. Bei den Hamburger Doomstern Moor sind das die Geschichten von Bassist Christian Smukal und Gitarrist Ben Laging, die beide mit Krebs zu kämpfen hatten, Christian verlor den Kampf. Mit „Heavy Heart“ (Blood Blast) lassen Moor uns an dem Vermächtnis der beiden Bandmitglieder teilhaben, das von Sehnsucht, Schmerz und Niedergeschlagenheit, aber auch Wut und Enttäuschung handeln.

Diese Gefühle fangen Moor in einem fast dreiviertelstündigen Manifest in Doom ein. Die sieben Songs haben alles, was ein gutes Doom-Album ausmacht: tonnenschwere Riffs, einen stampfenden Rhythmus, verzweifelte Vocals, aber keinen epischen Bombast oder mehrstimmige Chöre. Moor sind nicht an den Fassaden oder den Emotionen kurz unter der Haut interessiert, sie gehen tiefer. Sie lassen ihrem Leid die düstere Seele, die ihnen inne wohnt, freien Lauf. Dabei klagen sich durch dunkel groovende Passagen, desolate Instrumentalteilstücke und wehmütige Post-Metallische Phasen. Alles sehr elegisch, sehr gefühlsbetont und vereinnahmend.

Das Leben besteht aus Schmerz, Moor haben den Sound dazu

Moor erzählen in Songs wie ,Breath Like Nails‘ von den fiesen Nackenschlägen, zu denen Menschen, auch nahestehende Menschen fähig sind oder vom inneren Kampf, sich von tiefsitzenden Gewohnheiten oder Lebensphasen verabschieden zu müssen in ,Tears From Acrid Smoke‘. Die schwierigen Entscheidungen oder herben Rückschlägen machen Moor in ihren Songs nicht nur nachvollziehbar, sondern regelrecht fühlbar. Mit jeder Minute leidet man mit, ist gedrängt, den Lautstärkeregler noch weiter nach rechts zu drehen, um noch tiefer in diese intensive und emotionale Musik einzutauchen.

Souverän manövrieren sich Moor durch den Leidensstrom, den Vorfahren wie Winter, jetzt Göden oder frühe Crowbar sowie nachfolgende Generationen wie Phantom Winter oder Culted mit ihren intensiven Geschichten füllen. Nun gehören Moor zu eben diesen Bands, die diesen Fluss an Leben erhalten und mit ihren Leidensgeschichten am fließen halten. Mit ihrem Erstlingswerk „Heavy Heart“ haben sie sich in diesem Genre einen Platz ergattert.

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