The Grenadines
Glaubt man zahlreichen Studien, sind die Dänen das glücklichste Volk der Welt. Sie sind freundlich und zuvorkommend, Übellaunigkeit ist praktisch nicht existent. Kein Winterblues, keine Miesepeter – der Däne ist dann wohl die lächelnde Nordtanne, die in allem das Gute sieht. Das Gefühl bestätigt sich einmal mehr, wenn man über The Grenadines stolpert. Diese vier jungen Herren, deren Wege sich auf eigenartige Weise kreuzten, versprühen mit ihrem selbstbetitelten Debüt Wärme und Zufriedenheit. The Grenadines machen also Wohlfühl-Pop, schreiben süße zarte Melodien und wiegen ihre Stimmen im harmonischen Einklang. Dabei kommt es fast einem Zufall gleich, dass sich nun so viel positive Energie auf eine Disk gepresst findet. Denn die vier Jungs spielten schon zuvor im Bands, folgten allerdings dem Ruf Kaspar Ejlerskov, der alle für einen kleinen Trip in ein schwedisches Landhaus zusammentrommelte. Dort wurde musiziert, sich beschnuppert und eben mal ein Album geschrieben. Großes Vorbild: The Beatles. Der Aufnahmeprozess zum legendären ‚Abbey Road‘ fand man im Grenadines-Camp nämlich so inspirierend, dass er sie in eigener Sache mächtig nach vorne brachte. Klassische Melodien, reduziertere Instrumentation und das direkte Aufnehmen der frisch gebastelten Songs sollten das Debüt beherrschen.
Tatsächlich ist dieser Erstling ein erfrischendes Produkt und verzichtet auf den Einsatz jeglicher Synthies und Drum-Machines – eine Seltenheit auf dem heutigen Markt. Es dominiert die Akustikgitarre. Zumeist sind es einfache Melodiebögen und sachte Pickings, die die Songs bestimmen. Ab und zu versteckt sich ein Klavier dazwischen, dann vermengen sich Stahlsaitengitarren mit einer Mundharmonika. Von beschwingenden Songs bis hin zu den kitschigsten Balladen ist alles dabei. The Grenadines zeigen hier eindrucksvoll die Vielfalt gut gemachter Popmusik. Blumige Lyrics, die mal nach Frühlingsgedicht (‚Seasons‘) und dann wieder nach jugendlichem Liebesbrief (‚For Evelyn‘) klingen, geben den perfekten Kontrast zu den ernsteren Selbstfindungsversuchen.
‚I could easily be a thundercloud raining down on you / but I’d rather take responsibility for the sunshine, too / I know the world is nothing but what I make of it‘
(When I’m Old).
Eines sitzt dabei immer fabelhaft: ihre positive Ausstrahlung. Selbst der melancholischste Sound kann unmöglich im Kummer versinken oder sich der bitteren Realität stellen, denn die wird mit aufbauenden Melodien oder einer gehörigen Portion Selbstironie zunichtegemacht. Das wird dann nur schnell doch zum Ramschkitsch, wenn der feste Harmoniegesang wehleidigen und pathetischen Popstar-Allüren Platz macht. Song ‚Patience‘ grenzt vom Schnulzigkeitsgrad doch eher an Take That und klingt wie der letzte Song auf dem Highschool-Abschlussball. Die kleinen Schnitzer lächeln die vier sympathischen Dänen aber schnell weg und vertreiben mit ihrem anmutigen Harmoniegesang die klebrigen Überreste. Dass sich The Grenadines auch am Mikrofon abwechseln, macht die Songs ebenfalls interessanter. Der Falsett-Gesang in ‚Woods‘ oder der beruhigende Bass in ‚When I’m Old‘ bieten die perfekte Abwechslung zum sanften Hauchen.
‚The Grenadines‚ ist ein schönes Stück Pop, ein ehrliches Bisschen Musik, hinter dem eine authentische Truppe steckt. The Grenadines beflügeln mit diesem Einstand auf Anhieb und teilen viel positive Energie. Schließlich bringt der Herbst auch nicht nur Regen und Kälte, sondern auch bunte Blätter und goldenes Licht. So würden das jedenfalls die Dänen mit Sicherheit sehen.