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Barefoot To The Moon

Jede Band, die Coversongs veröffentlicht, muss sich die Frage nach dem Sinn gefallen lassen. Es gibt natürlich vielfältige Gründe dafür, Songs anderer und in der Regel sehr viel bekannterer Bands nachzuspielen. Übernimmt man den Sound und die Darbietung des Originals nahezu unverändert, wird es für den Zuschauer schnell langweilig, wobei so etwas live durchaus funktionieren kann, wenn die Originalband zum Beispiel nicht mehr existiert. Auf Tonträger erscheint eine 1:1 Interpretation jedoch immer irgendwie überflüssig. Da muss man schon etwas Besonderes machen, muss den Song zu einem eigenen Stück machen, indem musikalischer Stil oder gleich das ganze Genre geändert werden. Insoweit können Cover-Bands auch eine sehr spannende Sache sein.

Echoes gehen mit „Barefoot To The Moon“ einen Mittelweg. Sie covern Pink Floyd, welche mit den hier vertretenen Songs wohl nie wieder gemeinsam auf Tour gehen werden. Gleichzeitig, und das ist das wirklich Besondere an diesem Album, handelt es sich um den Live-Mitschnitt eines „Unplugged“-Konzerts. Es geht wirklich barfuss, also ganz ohne Strom und nur im Kerzenlicht, direkt auf die dunkle Seite des Mondes. Die Pink-Floyd-Coverband Echoes hatte letztes Jahr beschlossen, dem großen Vorbild mit einer reinen Acoustic-Show die Ehre zu erweisen, und so werden Klassiker wie ‚Shine On You Crazy Diamond‘ oder natürlich auch ‚Another Brick In The Wall Part Two‘ in äußerst intimer Atmosphäre mit Akustik-Gitarre, Piano, Flöte, Violine und Cello vorgetragen. Bandleader, Sänger und Gitarrist Oliver Hartmann (Rock Meets Classic, Avantasia) und seine Männer und Frauen laden auf dem Livealbum, das als DVD/CD-Combo erschienen ist und im ausverkauften Stadttheater Aschaffenburg aufgezeichnet wurde, zu einem spannenden Abend ein. Überzeugen können vor allen Dingen die Interpretationen, bei denen nicht versucht wird, Pink Floyd Note für Note zu kopieren, sondern wo durch die rein akustische Umsetzung tatsächlich ein neuer Sound entsteht.

Allerdings ist die Songauswahl nicht immer so ganz gelungen. Es werden viele Titel gespielt, die schon im Original relativ ruhig und fast akustisch gehalten sind, so etwa ‚Nobody Home‘ oder ‚Wish You Were Here‘. Da bieten die Cover zu wenig Abwechslung beziehungsweise klingen fast genau wie das Original. Das ist zwar einerseits ein Lob für Echoes und ihre stimmige Darbietung, aber andererseits gerade für eine Plattenaufnahme zu wenig, denn im Zweifelsfall landet da dann doch eher das Original im Player. Andere Tracks beweisen, dass Echoes es durchaus verstehen, Pink Floyd ihren eigenen Sound aufzudrücken. So wurde David Gilmours wunderbares Gitarrensolo bei ‚Comfortably Numb‘ hier durch eine Flöte ganz neu interpretiert. Das klingt spannend und ist ein Grund, mal eben nicht Pink Floyd, sondern eben doch einmal Echoes in den Player wandern zu lassen. Und damit sind wir wieder bei der Frage, für wen so ein Coveralbum gedacht ist. Die meisten greifen vermutlich doch lieber zu den Originalen. Wer aber Pink Floyd einmal unplugged und teilweise innovativ anders instrumentiert hören möchte, der gibt Echoes mit dieser Liveaufnahme eine Chance.

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